Dankbarkeit ist keine Kategorie in der Politik, Vernunft aber offensichtlich auch nicht, jedenfalls nicht bei den Grünen. Das bekam Johannes Voggenhuber zu spüren, ein Mitbegründer der Partei, der erste Stadtrat, den sie hatten, ihr Bundesgeschäftsführer und Bundessprecher, seit 1995 EU-Abgeordneter in Straßburg, dort einer der profiliertesten Mandatare. Jetzt soll er sich schleichen.

Eine grüne Funktionärsclique hat aus dem Bauch heraus entschieden, 17 zu zwölf, sie wollen Voggenhuber nicht. Nicht einmal irgendwo, nicht einmal auf dem letzten Platz. Dabei war allen klar: Mit Ulrike Lunacek und Voggenhuber gemeinsam auf der Liste müsste es besser laufen, als mit Lunacek alleine - und möglicherweise gegen Voggenhuber. Aber was sind schon die EU-Wahlen wert, und so setzte sich eine Befindlichkeit des Angefressenseins und des Beleidigtseins gegen jede rationale Überlegung durch. Weg mit ihm.

Die Grünen haben sich damit ordentlich selbst beschädigt und die EU-Wahl bereits für verloren erklärt. Ernst zu nehmen sind sie auf diesem Politikfeld nicht mehr.

Auch die junge Parteichefin Eva Glawischnig wurde gehörig beschädigt, sie selbst war auf eine so rasche Zerreißprobe nicht vorbereitet. Und sie hat alles falsch gemacht. Sie hat sich zuerst gegen Voggenhuber gestellt, als eine Lösung noch in Sicht war - auch sie war beleidigt, weil sie vom EU-Mandatar als Chefin infrage gestellt worden war. Und dann hat sie alles laufen lassen - fast bis zur Selbstzerfleischung der Partei. Aber das kann ja noch kommen. (Michael Völker, DER STANDARD, Printausgabe, 2.2.2009)