Prinzessin Kiko, Prinz Akishino, Nationalratspräsidentin Barbara Prammer und Botschafterin Jutta Stefan-Bastl in Tokio.

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Barbara Prammer lächelt. Eisern. Seit fünf Tagen ist ihre Delegation in Japan unterwegs, mehr als zwei Dutzend Termine hat sie an diesem Freitag hinter sich gebracht. In Tokio, Hiroshima, Kioto und wieder Tokio. Die Nationalratspräsidentin will im Land der aufgehenden Sonne gut Wetter machen. Also: lächeln, höflich sein, den Gastgebern die Reverenz erweisen. Das schätzen die Japaner außerordentlich. Erst recht in diesen Jubiläumszeiten, in denen die seit 140 Jahren bestehenden Beziehungen zwischen Österreich und dem Kaiserreich Japan gefeiert werden.

Von Triest aus waren 1868 die "Donau" und die "Erzherzog Friedrich" in See gestochen. Konteradmiral Anton Freiherr von Petz brachte die Schiffe durch einen Taifun, im September 1869 legten sie in Japan an. Dort sollte Petz einen Handels- und Freundschaftsvertrag mit dem wenige Jahre zuvor von der US-Marine gewaltsam geöffneten Land aushandeln.

Diplomatische Wunderwaffe

Das gelang binnen kürzester Zeit. Auf einem mitgebrachten Bösendorfer-Flügel ließ Petz einen seiner Offiziere klassische Musik spielen, der Tenno lauschte dem Konzert hinter einem Vorhang. Nur Tage später hatten die Österreicher den besten Vertrag in der Tasche, den bis dahin ein Land mit Japan abgeschlossen hatte - und sie hatten mit der Musik eine diplomatische Wunderwaffe zur Hand, der bis heute in Japan kaum jemand widerstehen kann.

1873 stellen die Japaner dann auf der Weltausstellung in Wien aus, der Handel kommt in Schwung, ein k. u. k. Major führt Nippon ins Skifahren ein und mit Richard Coudenhove-Calergi heiratet erstmals ein hoher österreichischer Diplomat eine Frau aus seinem Empfangsland. Heute gilt das Verhältnis der beiden Länder als "problemfrei". Und das soll mit dem ausgerufenen Österreich-Japan-Jahr 2009 noch einmal eindrucksvoll bestätigt werden.

Dabei sind es bemerkenswert asymmetrische Beziehungen zwischen den beiden Ländern. Japan ist nach Bevölkerung 16-mal größer als Österreich, nach Wirtschaftsleistung immer noch mehr als zehnmal. Dennoch wird Wien in Tokio mit größtem Respekt wahrgenommen. Österreich wird wegen seines Erbes in der Klassischen Musik als eine Art kulturelle Superpower angesehen: "Die Japaner brauchen die Amerikaner für ihre Sicherheit, die Deutschen respektieren sie als Konkurrenten - aber die Österreicher lieben sie", sagt ein Diplomat. Das verschafft der Republik einen Einfluss, den sie kaum anderswo in einem Land vergleichbarer Größe erreicht.

Vor Prammer war Außenminister Michael Spindelegger in Tokio, Danach kommt Umweltminister Nikolaus Berlakovich. Und im Herbst reist Bundespräsident Heinz Fischer mit einer großen Wirtschaftsdelegation zum zweitwichtigsten Handelspartner Österreichs in Asien (2007: Exporte für 1,27 Mrd. Euro und Importe aus Japan für 1,87 Mrd. Euro; 230.000 japanische Touristen reisten vor allem nach Wien, Salzburg und nach Tirol).

Weltsicherheitsrat

Politisch haben Österreich und Japan dieser Tage vor allem gemeinsame Berührungspunkte im Weltsicherheitsrat, dessen Vorsitz Tokio mit Februar übernimmt. Die Japaner führen dazu den Vorsitz in wichtigen Komittees zu Afghanistan (die USA wollen mehr Verantwortung an Europa übertragen) und dem Iran (Nabucco-Pipeline). Dazu rechnen sie sich für einen Japaner auf dem ausgeschriebenen Chefposten der in Wien sitzenden Atombehörde IAEO gute Chancen aus. Präsidentin Prammer wurde daneben oft auf die führende Rolle Österreichs im Verbotsprozess für Streumunition angesprochen, die Japaner bedankten sich ausdrücklich dafür. Und obwohl man noch auf klarere Positionen der neuen US-Regierung warten müsse, schätzt Tokios Außenamt die Chancen für ein Inkrafttreten des in Wien verhandelten Kernwaffenteststoppvertrages für hoch ein.

Im Mai dann kommen doch noch so etwas wie Schwierigkeiten auf das bilaterale Verhältnis zu: Prinz Akishino wird Österreich besuchen. Wie alle Mitglieder des Kaiserhauses darf er sich nicht zu politischen Themen äußern. Worüber man denn sonst mit ihm im Nationalrat sprechen soll, wird noch gerätselt. Klassische Musik könnte ein eleganter Ausweg sein. (Christoph Prantner aus Tokio/DER STANDARD, Printausgabe, 31.1./1.2.2009)