Ingrid Amon (Institut für Sprechtechnik) auf der Bühne der Kommunalkredit in Wien: sich über den "Machtfaktor" Stimme klar werden, trainieren, üben, alte "Maulsperren" ablegen.

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Über 90 Prozent der heimischen Führungskräfte und Personalentscheider bevorzugen Kandidaten mit "guter Stimme und Sprechweise". Gleichzeitig sind aber nur sieben Prozent der Führungskräfte mit der eigenen Stimme zufrieden. Das hat Sprechtrainerin Ingrid Amon 2006 gemeinsam mit Helene Karmasin erhoben. Selbiges dürfte auch heute noch gelten - auch wenn vielleicht ein paar Chefs angesichts der zunehmenden Thematisierung der Stimme und angesichts der Angebote an Sprechtrainings und Ratgeber zufriedener mit ihrem Reden sind.

Dass Stimmlage, Ausdruck, Sprechtempo und Aussprache nicht wirkungslos und schon gar nicht konsequenzenfrei sind, war den rund 100 Mentoren und Mentees am vergangenen Montag in den Festräumen der Kommunalkredit in Wien schon klar. Warum das so ist - warum Zuhörer mit Atemnot und negativer Spannung der Sprechenden mitfühlen, erklärte Ingrid Amon vom Institut für Sprechtechnik. Gleichzeitig machte sie bewusst, was unbewusst sofort zu spüren ist: Oft liegen tiefe Gräben zwischen Sagen und Meinen.

Ganz und gar nicht „urpeinlich" motivierte sie die Führungskräfte im Publikum zu Sprechübungen - das Auditorium war dabei und ließ sich die sogenannten „Maulsperren", die meist während der Schulausbildung verpasst werden, lockern, abnehmen. Die Betroffenheit war ja gegeben: Wer hat nicht schon oft unter "schlechten" Sprechern gelitten? Wer möchte seine Wirkung via Stimme nicht gerne bewusst steuern können?

Dass es möglich ist und dass der Weg dorthin auch ein recht aufschlussreicher Selbsterkenntnisprozess ist, war am Montag schnell klar. Das Üben in Bad, Dusche, Auto und WC konnte Ingrid Amon den Teilnehmenden als „Hausaufgabe" nicht ersparen, grundlegende Werkzeuge in der Box des Machtfaktors Stimme hatte sie dem Auditorium allerdings vor Ort schon eingepackt.

Hohe, dünne Stimmen inklusive Atemnot werden nun einmal nicht mit „Powerfrau" assoziiert. Mit monotoner Sprechweise inklusive verschluckter Silben kommt nun einmal keine Begeisterung herüber. „Wir sind so, wie wir sprechen", sagte Amon. Und: „Unsere Sprechweise beeinflusst unser Gegenüber." Mit eindrucksvollen Beispielen (oft unbewusst erzeugter) höchst unangenehmer Wirkung zweckdienliche Motivatoren für die Arbeit an der Stimme. (kbau, DER STANDARD, Printausgabe, 31.1./1.2.2009)