1908 schreibt Adolf Loos seinen berühmten Aufsatz "Ornament und Verbrechen", in dem er Verzierungen und Muster zur überflüssigen Dekoration erklärt. Erst seit der Jahrtausendwende hat sich diese Art der Formensprache wieder etabliert.

Das Untere Belvedere zeigt in diesem Zusammenhang bis Mitte Mai eine Ausstellung über die "Macht des Ornaments" damals und heute - in einer Begegnung von Jugendstil mit zeitgenössischer Kunst.

Shirin Neshat: Stripped, 1995
Schwarz-Weiß-Fotografie
Lentos Kunstmuseum, Linz

Foto: Shirin Neshat

Wie definieren Muster Räume, wie füllen Formen flächen, handelt es sich um bloße Verzierungen oder inzwischen vielmehr um eine postmoderne, globale Sprache zwischen Tradition und Kritik?

Sarah Morris: Beverly Hills, Municipal Court, 2006
Lackfarbe auf Leinwand
Courtesy Galerie Meyer Kainer, Wien

Foto: Sarah Morris

Sprachen die Muster um 1900 von einer welt voller Schein, sind sie heute auch immer Sinnbild der Idee eines Totalitären Systems. Nur die geringste Abweichung zerstört das Gleichmaß der Muster - eine Beobachtung, die Parastou Forouhar in ihrer kritsichen Auseinandersetzung mit der politischen Geschichte ihrer Heimat Iran aufgreift.

Parastou Forouhar: Rot ist mein Name, Grün ist mein Name - Karree (Detail), 2008
Digitaldruck auf Aludibond
Courtesy Parastou Forouhar

foto: Parastou Forouhar

Skasi Gupta und Hema Upadhyay aus Indien nutzen Muster, um über Feminisierung und ethnische Zuschreibungen nachzudenken.

Hema Upadhyay: o. T., 2008
Acryl, Wasserfarben, Gouache, Fotografie auf Papier
Privatsammlung

Foto: Hema Upadhyay

Die Wiener Künstlerin Adriana Czernin lässt ihre Frauen wie Gefangene der Muster wirken, die aus dem Gleichmaß der Formen auszubrechen versuchen.

Adriana Czernin: o. T., 2006
Farbstift, Bleistift auf Papier
Sammlung Franz Seilern, Wien
Courtesy Galerie Martin Janda

Foto: Wolfgang Woessner

Der in New York lebende Maler Phili Taaffe studiert die Ornamente aller Kulturen und legt sie in einer fast psychedelischen Dichte übereinander, ein Netz der Formen, ein Gewebe aus Welt-Ornamenten.

Philip Taaffe: Viking Filigree Totem, 2008
Mischtechnik, Collage auf Leinwand
Courtesy Jablonka Galerie, Köln/Berlin

Foto: Philip Taaffe

Ornamente beinhalten Geschichte und Gegenwart, sind voller Symbolik und Andeutungen. (red)

Die Macht des Ornaments

21. Jänner bis 17. Mai 2009
Orangerie, Unteres Belvedere
Rennweg 6, 1030 Wien

Mo-So: 10:00 - 18:00
Mi: 10:00 - 21:00

Josef Hoffmann: Stoffentwurf "Bacchus", 1929
Bleistift, Aquarell, Deckweiß auf Papier
MAK - Österreichisches Museum für angewandte Kunst/Gegenwartskunst, Wien

Foto: MAK