Graz - In der Entwicklung neuer entzündungshemmender Medikamente bei chronisch entzündlichen Erkrankungen wie Rheumatoider Arthritis und Atherosklerose sind Grazer Pharmazeuten einen entscheidenden Schritt weiter gekommen. Sie konnten entschlüsseln, wie Immunbotenstoffe in Verbindung mit Leukozyten den inflammatorischen Prozess vorantreiben.

"Findet im Körper eine Entzündung statt, so schüttet das betroffene Gewebe bestimmte Eiweißmoleküle aus - die sogenannten Chemokine -, die in der Folge das Immunsystem stimulieren und eine Abwehrreaktion in Gang setzen", erklärt der Grazer Pharmakologe Andreas Kungl. Die Chemokine holen weiße Blutkörperchen - die Leukozyten - aus dem Knochenmark zu Hilfe.

Doch nicht immer ist diese Reaktion auch tatsächlich erwünscht. "Während bei bakteriellen Infektionen die Leukozyten gute Dienste leisten, führt ein Ansturm von weißen Blutkörperchen zum Beispiel bei chronischen Entzündungen wie im Falle von Rheumatoider Arthritis und Atherosklerose nur zu einer weiteren Ankurbelung des inflammatorischen Prozesses", so Kungl.

Im Rahmen ihrer Forschungen gemeinsam mit Wissenschaftern aus Deutschland, den Niederlanden, Dänemark und den USA konnten das Grazer Team um Andreas Kungl erstmals zeigen, wie die Leukozyten von den Chemokinen aktiviert werden: "Mehrere Chemokine schließen sich jeweils zu einem Komplex zusammen, der an den entsprechenden Rezeptoren der weißen Blutkörperchen andockt und sie dadurch mobilisiert", berichtet Kungl.

Stopp der Reaktion gelungen

Den Forschern ist es auch gelungen, einen Weg zu finden, den Chemokin-Komplex zu zerstören und damit die entzündliche Reaktion zu stoppen. "Dazu haben wir ein Stück aus einem Chemokin - ein Peptid - herausgenommen und dieses im Labor in größerer Menge produziert", erklärt der Grazer Wissenschafter. "Dann konnten wir in vitro beobachten, dass dieses Peptid an eines der Chemokine im Komplex bindet, dadurch diesen zur Auflösung bringt, weitere Komplexisierung unterbindet und so die Entzündung nachhaltig hemmt", freut sich Andreas Kungl.

Die Forschungsergebnisse, die laut Kungl vor allem im Zusammenhang mit Atherosklerose richtungweisend seien, wurden im Jänner 2009 im Wissenschaftsmagazin Nature Medicine veröffentlicht. (APA)