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Steuermann Nico Delle Karth und Vorschoter Niko Resch vor Miami.

Foto: REUTERS/Carlos Barria

Miami/Wien - Ja, manchmal drehen sich beide um, wenn man nur einen von ihnen gerufen hat. Aber dieser Schmäh hat auch schon einen Bart. Derzeit drehen sie sich um, wenn sie sehen wollen, wo die Gegner bleiben. Nico Delle-Karth und Niko Resch segeln bei der Weltcup-Regatta vor Miami in der 49er-Klasse vornweg. Nach acht Wettfahrten ist ihnen die Qualifikation fürs Medal Race (Samstag) so gut wie sicher. Auch zwei 470er - Matthias Schmid / Florian Reich-städter (3.), Sylvia Vogl / Alexandra Wollner (6.) - liegen gut.

Steuermann Delle-Karth, 25 und aus Tirol, und Vorschoter Resch, ein 24-jähriger Kärntner, haben durchaus Routine, sie stehen am Beginn ihrer bereits dritten Olympia-Kampagne. 2004 in Athen als Zehnte und 2008 in Peking als Achte schnitten sie respektabel ab. 2012 in London oder eigentlich an der englischen Südküste (Weymouth, Portland) soll eine Medaille her. Nebenbei geht es nach dem Rücktritt der doppelten Tornado-Olympiasieger Roman Hagara und Hans Peter Steinacher darum, dem Segelsport die Popularität zu erhalten. Delle-Karth: "In die Nähe ihrer Erfolge zu kommen, das muss man erst einmal schaffen." Immerhin haben die 49er schon WM-Silber (2007) sowie zweite Plätze in Kiel und Hyeres verbucht.

Von Hagara/Steinacher könne man sich einiges abschauen, sagt Delle-Karth. "Wie sie sich auf Großevents vorbereiten, nichts dem Zufall überlassen haben, das war beispielhaft." Die Aufmerksamkeit, die Segeln in Österreich genieße, sei den Tornado-Seglern zu verdanken. Mehr oder weniger direkt profitieren alle anderen, wohl auch vom neuen Sponsorvertrag (BMW), den der Segelverband abschließen konnte.

Zwischen 49er-Segeln und Tornado-Segeln gibt es Parallelen (Wasser, Wind, Größe einer Crew), aber auch Unterschiede. Während die Tornados Segel und Masten selbst aussuchten, was zu regelrechten Materialschlachten führte, sind die 49er in einer One-Design-Klasse unterwegs. Sprich: Es gibt einen Hersteller, der alle Teams versorgt, es gibt prinzipiell Chancengleichheit, reines Segelkönnen entscheidet.

Mit den Masten des einen Herstellers (Southern Spars) waren die 49er-Segler lange unglücklich. Die Qualität war derart unterschiedlich, dass man oft drei Masten kaufen musste, um einen guten zu erstehen. Der Designer (Julian Bethwaite), auch kein Trottel, veränderte die Masten so, dass sie bald nur noch aus Carbon bestehen (bis dato halb Carbon, halb Alu). Nebenbei wird das Großsegel um 1,5 m2 größer, das Vorsegel (Marke jeweils Neil Pryde) kriegt einen anderen Schnitt. Das Rigg wird leichter, die Wings an den Seiten des Boots, auf denen die Segler "stehen" (siehe großes Foto) werden leichter, das Boot wird schneller.

Alle 49er müssen nun bei dem einen Hersteller der Masten sowie jenem der Segel bestellen, diese reiben sich die Hände. Resch: "Für Mast, Groß- und Vorsegel sind 5000 Euro zu berappen." Delle-Karth/Resch sind mit zwei Booten unterwegs, schließlich können sie, wenn sie von Miami heimkehren, nicht auf die Container mit ihrem Material warten. Spätestens bei der WM auf dem Gardasee (Juli) zeigt sich, wer am besten zurechtkommt. "Die guten 49er-Segler", sagt Delle-Karth, "werden die guten 49er-Segler bleiben."

Bleibt die Frage, wie man Delle-Karth und Resch nicht nur gerufen, sondern auch geschrieben auf einen Nenner bringt. Die Nicos? Die Nikos? Dieses Problem haben sie selbst elegant gelöst, wie ihre Homepage verdeutlicht. (Fritz Neumann, DER STANDARD, Printausgabe, Freitag, 30. Jänner 2009)