Washington/Berlin - Die neue US-Regierung arbeitet an neuen Plänen zur Rettung des Finanzsektors, die über das bisherige 700-Mrd.-Dollar-Paket (528 Mrd. Euro) hinaus weitere Unsummen kosten könnten. Einzelheiten stehen noch nicht fest. Doch dürfte sie dem Vernehmen nach noch einmal hunderte Milliarden in die Hand nehmen, um die Hypothekenkrise anzugehen, faule Kredite aufzukaufen oder die Haftung zu übernehmen.

Vor allem die Hoffnung auf eine "Bad Bank", in die Risikopapiere ausgelagert würden, beflügelte die Börse und trieb die Kurse großer Banken an. In Regierungskreisen wird erwartet, dass Finanzminister Timothy Geithner seine Pläne nächste Woche vorstellt.

Prominenteste Befürworterin einer "Bad Bank" ist die Chefin des Einlagensicherungsfonds FDIC, Sheila Bair. Mit einer solchen "schlechten Bank" würde der Staat problematische Wertpapiere und Kreditengagements übernehmen und so die Kreditvergabe beflügeln, argumentieren Befürworter.

Mehr Geld als erwartet

Doch die Regierung wird erheblich mehr Geld aufwenden müssen, als noch vor wenigen Wochen erwartet. "Ich denke, wir reden hier von hunderten Milliarden Dollar", sagte der Analyst Brian Gardner von Keefe, Bruyette & Woods. Niemand zweifle daran, dass die Regierung beim Kongress weitere Summen über 350 Mrd. Dollar hinaus beantragen werde, die kürzlich als zweiter Teil des 700-Milliarden-Pakets freigegeben wurden.

In Deutschland ist eine einzige "Bad Bank", in der die faulen Papiere aller Banken gebündelt werden, nach wie vor nicht denkbar, da die große Koalition dagegen ist. Tenor: Letztendlich müsse der Steuerzahler dafür aufkommen und das könne man den Deutschen nicht zumuten. Doch nun hat Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) eine andere Variante ins Spiel gebracht und meint: "In Anerkennung der Auswirkungen fauler Wertpapiere in den Bilanzen der Banken stellt sich die Frage, ob nicht jedes einzelne Institut die Möglichkeit bekommt, Probleme aus seiner Bilanz auszulagern und so neu durchzustarten."

Damit bekäme sozusagen jede Bank ihre eigene kleine "Bad Bank". Die so bereinigte "Good Bank" könnte unter den staatlichen Rettungsschirm für Banken schlüpfen und weiterarbeiten. Die Bundesbank beziffert das Volumen der toxischen Wertpapiere bei den 20 größten deutschen Banken mit 300 Milliarden Euro. Erst ein Viertel davon soll abgeschrieben sein.

Kreditkreislauf in Schwung bringen

Unterstützung für das Instrument kommt auch vom Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), Michael Hüther. Er meint im Standard -Gespräch, bisher habe man sich bei den Bankenhilfen auf die Stärkung des Eigenkapitals und somit auf die Passivseite der Bankbilanz konzentriert. Die Übernahme der toxischer Produkte durch den Staat bedeute eine Entlastung der Aktivseite: Die Maßnahme sei bedeutsam, um den Kreditkreislauf der Banken wieder in Schwung zu bekommen. Hü-ther. "Sonst werden wir es nicht hinkriegen."

Der Hypo Real Estate, die bereits 92 Mrd. Euro an Garantien und Geldspritzen benötigt hat, dürfte das nichts nützen. "Man kann nicht auf Dauer Milliardensummen in ein großes schwarzes Loch pumpen, ohne dass sich etwas verbessert", sagt Steinbrück. Eine Verstaatlichung scheint unausweichlich. (bau, as, AP, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 30.1.2009)