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Innsbruck - "Wenn das Geld aus dem Ausland in einem bis eineinhalb Jahren da ist, können wir zufrieden sein", sagt der Leiter der Patientenverrechnung an der Innsbrucker Klinik, Hans Neuwirt. Bei Touristen aus Deutschland oder den Niederlanden "geht's noch relativ schnell". Mit Versicherungen in Frankreich und Italien sei es meist mühsam. Oft vergingen vier bis fünf Jahre, drei sind die Regel. Das EU-Recht räumt den Versicherungen eineinhalb Jahre für die Prüfung der Unterlagen und weitere eineinhalb für einen Rekurs ein: "Manchmal sind wir froh, wenn überhaupt bezahlt wird."

Die Außenstände für Leistungen von Tiroler Krankenhäusern für ausländische Patienten, also großteils für verletzte oder erkrankte Urlauber, beziffert Gerhard Mair vom Tiroler Krankenanstalten- und Finanzierungsfonds (TKF) mit derzeit gut 30 Millionen Euro. Die Jahresabrechnung für 2002 liegt noch nicht vor. Ende 2001 waren es 36 Millionen.

Kein Vorschuss mehr

Früher, bis 1997, hat die Gebietskrankenkasse das Geld den Kliniken vorgeschossen. Der seit einigen Jahren notwendige Sparkurs hat die Kasse gezwungen, die Regelung zu ändern. Nun springt zwar der TKF ein, da aber auch hier auf Geld gewartet wird, verzögert sich die Refundierung. Und die Gebietskrankenkasse wartet selbst jahrelang auf Zahlungen durch ausländische Partner, etwa für Leistungen durch niedergelassene Ärzte. Vizedirektor Hans Hollaus schätzt, dass allein der Zinsverlust für spät einlangendes Geld aus dem Ausland bei den Kliniken 1,2 und der Tiroler Gebietskrankenkasse knapp eine Million Euro betragen dürfte. Für die EU-Kommission ist die Angelegenheit, wie sie im Juli vergangenen Jahres festgestellt hat, "ein innerösterreichisches Problem".

Der Tourismus, eine der volkswirtschaftlichen Säulen Tirols, sorgt bei der Tiroler Kasse für leere Kassen. Keineswegs nur wegen der spät einlangenden Zahlungen aus dem Ausland. Weit mehr noch, so Hollaus, aufgrund der niedrigen Löhne in der Branche und der kurzen Beschäftigungsdauer von durchschnittlich 168 Tagen im Jahr. Beides führt zu geringen Einnahmen bei der TGKK. Hollaus spricht von einem "enormen Strukturnachteil", den er mit neun Millionen Euro beziffert. Dennoch erhält die TGKK keine Strukturmittel aus dem beim Hauptverband verwalteten Ausgleichsfonds. Die prekäre finanzielle Lage hat die Generalversammlung vor kurzem veranlasst, erstmals in ihrer Geschichte kein Budget zu verabschieden. Als ein "letzter Aufschrei". (bs; DER STANDARD Printausgabe 6.3.2003)