Aus: Everyone's pregnant
Foto: Tricky Women

Wien - Da und immer schon woanders: eine kleine filmische Rundreise mit animierten Postkarten. Eine junge Frau hält diese an wechselnden Schauplätzen ruhig in Händen. Die Miniaturmotive nehmen vorweg, wo die freundliche Touristin in der nächsten Einstellung auftauchen wird - bis sich am Ende der Kreis schließt und der erste Ort samt der verdoppelten Protagonistin zum Bild im Bild geworden ist.

Die Japanerin Shizuko Tabata macht schlichte, aber konsequent durchdachte kurze Trickfilme, absurde kleine Loops, wie etwa den beschriebenen Three Minutes Out (2001), die ihre Spannung aus der Asynchronität von Bild und Ton oder irritierenden Verdoppelungen beziehen. Auch in Childhood (2002) wird zuerst der Ton "sichtbar", bevor das dazugehörige Bild auftaucht und die Projektionsfläche, faltiges Papier, langsam glatt gestrichen wird.

Tabatas Filme sind Teil des Schwerpunkts "Focus Ostasi- en" beim Internationalen Animationsfilm Festival "Tricky Women", das heuer zum zweiten Mal von 6. bis 13. 3. im Wiener Votivkino stattfindet. Die Beiträge von Filmemacherinnen aus Japan und Korea führen weg von den (gezeichneten) Anime, die seit geraumer Zeit auch bei uns im Fernsehen und im Kino laufen.

Stattdessen verweisen sie auf eine Vielfalt, die von den eigenartigen, an Klassiker des japanischen Undergroundfilms wie Tetsuo erinnernden Verschmelzungen organischer (Knetmasse-)Formen mit technischen Versatzstücken (Biomimetic und Fishes von Kaname Shimonishi) bis zur fein gestrichelten surrealistischen Kurzgeschichte (A Place Where There Are Moths von Mika Seike) reicht. Ein Vortrag wird sich zudem mit dem mittlerweile auch außerhalb Japans boomenden Genre der Mädchen-Mangas beschäftigen.

"Tricky Women" ist außerdem ein Wettbewerbsfestival. Aus mehr als 200 eingereichten Arbeiten von weiblichen Filmschaffenden aus aller Welt wurden heuer über 50 ausgewählt. Eine vierköpfige Expertinnenjury muss daraus drei Gewinnerinnen küren und wird auch dabei wohl die Qual der Wahl zwischen eher cartoonartigen Arbeiten, der gestrickten Neuinterpretation eines Märchenklassikers oder einem "groß" produzierten Schachturnier haben. Das Publikum gewinnt in jedem Fall. (Isabella Reicher, DER STANDARD, Print-Ausgabe vom 6.3.2003)