Parteichefin Eva Glawischnig hat von ihm Solidarität eingefordert, die bekommt sie jetzt: Johannes Voggenhuber hat angekündigt, mit einer Solidaritätskandidatur auf dem letzten Platz der grünen Liste für die EU-Wahl antreten zu wollen. Grüne Funktionäre sind verzweifelt.

Bei der Listenerstellung war Voggenhuber Ulrike Lunacek unterlegen, daraufhin war er beleidigt abgezogen. Jetzt will er doch helfen. Mehr haben die Grünen nicht gebraucht.

Mit seiner Kandidatur - wenn ihn die Grünen lassen - könnte Voggenhuber per Vorzugsstimmen die Listenreihung wieder umdrehen. Das ist natürlich eine handfeste Gemeinheit. Andererseits sind das die Spielregeln der Demokratie. Für die Grünen ist das ein Dilemma. Voggenhuber, der erfahren und bekannt ist, zu verbieten, selbst am letzten Platz zu kandidieren, wäre höchst undemokratisch. Und er könnte in der Tat mithelfen, die grünen Stimmen zu mehren, erst recht, wenn er einen Vorzugsstimmenwahlkampf führt.

Andererseits: Voggenhuber ist den Grünen mittlerweile das, was man einen "pain in the ass" nennt. Die Partei glaubt, ihn nicht mehr zu brauchen. Seine Kandidatur droht den ganzen EU-Wahlkampf der Grünen zusammenzuhauen. Und natürlich wäre es für die Parteispitze eine Katastrophe, würde Voggenhuber die Listenreihung umdrehen oder auch bloß mehr Vorzugsstimmen als Lunacek bekommen.

Aber gerade die Grünen müssten das Risiko eingehen - das Risiko der (direkten) Demokratie, das Risiko, dass ihre Wähler anders entscheiden als ihre Funktionäre. (Michael Völker/DER STANDARD Printausgabe, 29. Jänner 2009)