"Die Wölfe" erzählt die Chronik Deutschlands ab 1948 in Archivbildern und Spielszenen. An der Mauer: Florian David Fitz.

Foto: ZDF/Julia Terjung

Thomas (Florian David Fitz) und Miriam (Alma Leiberg) am 9. November 1989 auf der Berliner Mauer.

Foto: ZDF/Julia Terjung

Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus. Dieser ist besonders lang: Im Herbst jährt sich der Fall der Berliner Mauer zum zwanzigsten Mal. Die TV-Sender bestücken ihr Programm ausgiebig mit Rückblicken. Und befolgen die goldene Programmregel: Bei Staatsangelegenheiten soll man, auf gut deutsch: "klotzen - nicht kleckern".

Den Auftakt macht der ZDF-Dreiteiler "Die Wölfe", ab Donnerstag, 20.15 Uhr. In jeweils 90 Minuten erzählt Regisseur Friedemann Fromm die Geschichte einer Gruppe Berliner rund um Axel Prahl, Barbara Auer, Edgar Selge) vor dem Hintergrund dreier für die Ost-West-Geschichte Deutschlands zentraler Ereignisse: Berliner Luftbrücke 1948, Mauerbau 1961 und Mauerfall 1989. Sechs Millionen Euro kostete die TV-Chronik.

Reale Szenen mit Originalaufnahmen

Unter der Leitung von Guido Knopp werden reale Szenen mit Originalaufnahmen verwoben. Wenn der Rosinenbomber vorbei zieht, laufen ihm etwa die Jungschauspieler nach. Beim nächsten Schnitt zeigen Archivaufnahmen historische Szenen: Wie der Flieger über die Köpfe nach oben blickender Kinder hinweg dröhnt. Mitunter sei nicht zwischen "echt" und "gespielt" zu unterscheiden, betonte Produzentenlegende Regina Ziegler, Technikgläubigkeit als Qualitätskriterium hinnehmend. Drehbuchschwächen sollen sich durch das Bemühen um maximale Authentizität ausgleichen. Willy Brandts Schauspielersohn Matthias darf mit auf die Mauer. Vorsicht, Ironie: Brandt spielt einen Stasi-Spitzel.

3,3 Millionen kostete "Der Mauerfall" ARD. "Wölfe"-Regisseur Friedemann Fromm zeigt auf ARD im Herbst DDR-Flüchtlinge mit Katja Flint und Edgar Selge.

Noch intensiver fasst Sandra Maischberger deutsche Zeitgeschichte: Ab 9. März präsentiert sie auf ARD eine Chronik in 60 Kurzfilmen von 1949 bis heute.

In "Die Grenze" baut Produzent Nico Hoffmann die Mauer im Herbst 2009 für RTL wieder auf und bedient nur teilweise eine Utopie: 2007 wollten 21 Prozent der Deutschen die Mauer zurück.

Mauerfall-Dokus

Mauerfall-Dokus verkaufen sich am internationalen Fernsehmarkt fast wie von selbst. Über "enthusiastische Reaktionen" freute sich etwa "Damals nach der DDR"-Produzent Gunnar Dedio in der taz. Die vierteilige ARD-Doku lockte Japaner ebenso wie Franzosen, Briten, Isländer, Spanier, Polen: Alle wollten mitproduzieren. Zu sehen ist sie im Herbst.

Das norddeutsche Fernsehen breitet die 90-minütige ARD-Kurzfassung von "Meine DDR" vom Mittwoch zum Vierteiler aus. Bis November bestücken die Zeitzeugen dann voraussichtlich alle dritten deutschen Programmen vom bayerischen bis zum norddeutschen Rundfunk. Die MDR-Doku "Das Wunder von Leipzig" sieht zudem die Ereignisse im Zusammenhang mit der Niederschlagung der Proteste am Platz des Himmlischen Friedens 1989 in Peking.

"Wo ist die Mauer?", begibt sich auf die Suche nach der Lücke, die der Wall ließ. Die Steine verschwanden innerhalb kürzester Zeit, zu sehen auf ZDF und Arte.

Der ORF konzentriert sein Programm über das Ende der DDR auf November und zeigt Filme, die anderswo schon liefen: "Wir sind das Volk" auf Sat.1 und "Das Wunder von Berlin" im ZDF. Eine Doku über den Fall des Eisernen Vorhangs bereitet Gerhard Jelinek vor.(Doris Priesching, DER STANDARD; Printausgabe, 29.1.2009)