Essen - Der deutschen Warenhauskette Hertie droht noch im Frühjahr die komplette Schließung. Hertie-Insolvenzverwalter Biner Bähr sagte am Mittwoch in Essen, das Aus für die vor allem in kleinen und mittelgroßen Städten vertretene Warenhauskette sei unvermeidbar, wenn sich der Hertie-Gesellschafter und Eigentümer der meisten Warenhäuser, der britische Finanzinvestor Dawnay Day, nicht zu drastischen Mietsenkungen bereiterkläre. Derzeit zahle Hertie in vielen Filialen bis zu 20 Prozent des Umsatzes an Miete, marktüblich seien 5 Prozent.

"Dawnay Day hat als Gesellschafter Hertie Mieten aufgebürdet, die nicht zu finanzieren sind", sagte Bähr. "Das ist von keinem Kaufhaus der Welt zu erwirtschaften." Ohne eine drastische Senkung der Mieten habe das Unternehmen keine Zukunftsaussichten. Wenn sich Dawnay Day nicht bis Ende Februar bewege, werde er deshalb das Kaufhaus schließen müssen. Noch im März werde dann der Ausverkauf beginnen. Spätestens im April würden dann die Tore geschlossen. Dawnay Day habe sich trotz zahlreicher Gespräche in den vergangenen sechs Monaten aber noch nicht bewegt.

Suche nach Interessenten

Bei einer deutlichen Senkung der Miete hätten dagegen nach Einschätzung des Insolvenzverwalters immerhin 54 der noch vorhandenen 73 Häuser gute Überlebenschancen. In diesem Fall sei er zuversichtlich, auch rasch einen Investor zu finden, der bereit sei Hertie zu übernehmen, sagte Bähr. Es gebe mehrere Interessenten.

Keine Rettung gibt es allerdings für 19 Filialen. Sie sollen bereits in den nächsten Wochen geschlossen werden. Damit fallen auch insgesamt 520 der derzeit noch rund 2.500 Vollzeitarbeitsarbeitsplätze weg. "Wenn wir diese Filialen nicht schließen, würden wir auch die als fortführungsfähig angesehenen 54 Filialen gefährden", betonte Bähr.

Ein weiterer Personalabbau sei aus seiner Sicht nicht notwendig, wenn es gelinge das Unternehmen zu retten, sagte er. Doch müssten die Mitarbeiter für eine Weiterführung des Unternehmens wohl auch Lohnzugeständnisse machen.

Drastisch fiel das Urteil des Insolvenzverwalters über den Londoner Finanzinvestor aus. Er sei eine "Heuschrecke", habe über die Mieten Geld aus dem Unternehmen gezogen, ohne zu investieren, und sei an der Warenhauskette offensichtlich nicht interessiert. (APA/AP)