Bild nicht mehr verfügbar.

Hauptsächlich gibt es Nachholbedarf bei der Ausstattung der Praxen.

Foto: APA/Gindl

1.409 der insgesamt rund 17.000 Ordinationen weisen Mängel auf. Das ist das Ergebnis einer österreichweiten Evaluierung der Arztpraxen, das am Mittwoch von Walter Dorner, Präsident der Österreichischen Ärztekammer, präsentiert wurde. Durchgeführt wurde die Qualitätskontrolle von der ÖQmed, der Gesellschaft für Qualitätssicherung und Qualitätsmanagement, die 2004 von der Ärztekammer ins Leben gerufen wurde. Es handelt sich also gewissermaßen um eine interne Kontrolle der Ordinationen.

Bei den insgesamt 1.409 mangelhaften Praxen gibt es hauptsächlich Nachholbedarf bei der Ausstattung, sagte Esther Thaler, Geschäftsführerin der ÖQmed. Aber auch die Ausbildung des Personals, die bürokratische Abwicklung oder die Fortbildung der Ärzte sei nicht immer zufriedenstellend. Gestartet wurde die Evaluierung im April 2006. Durchschnittlich wurden bis 31.12.2008 500 Ordinationen pro Monat kontrolliert.

Die Ordinationen haben Fragebögen zur Selbstüberprüfung zugeschickt bekommen, man vertraute darauf, dass die Ärzte korrekte Angaben machen, anschließend wurden diese auf Plausibilität überprüft. Wiesen sie Mängel auf, wurden die Ärzte aufgefordert, diese zu beheben. Nur fünf Prozent aller Praxen wurde ein persönlicher Besuch abgestattet. Die Besuche seien angekündigt gewesen, damit Dokumente verfügbar waren und um den Ablauf in den Ordinationen nicht zu stören.

1.200 Praxen geschlossen

Mehr als 1.200 Ordinationen brachen den Evaluierungsprozess von sich aus ab und haben mittlerweile geschlossen. 22 Ärzte sind verstorben, 51 in Pension gegangen, 116 haben den Sitz der Praxis verlegt. Bei den restlichen 974 wisse man nicht, wieso sie geschlossen hätten, so Thaler.

Die Kosten der Evaluierung beliefen sich insgesamt auf drei Millionen Euro. Derzeit wird die Überprüfung von rund 1.700 Praxen, die mittlerweile neu eröffnet haben, durchgeführt.

Den Vorwurf, beim Evaluierungsfragebogen seien manche Kriterien nicht enthalten gewesen - zum Beispiel die Wartezeit in Praxen - wies Otto Pjeta, Präsidialreferent  für Qualitätssicherung in der Ärztekammer, zurück. Das sei ein Kriterium, dem nicht standgehalten werden könnte, weil es oft zu Notfällen kommen würde und dadurch Wartezeiten zustande kämen.

Kontolle bei allen Gesunheitseinrichtungen

Dorner zeigte sich zufrieden mit dem Ergebnis der Qualitätskontrolle. "Die Ärzte wissen, was Qualität heißt", sagte er, "die Akzeptanz für die Kontrolle war groß." Gleichzeitig zeigte er sich unzufrieden damit, dass nur die Ärzte-Ordinationen überprüft werden und nicht der gesamte Gesundheitsbereich bzw. alle Gesundheitseinrichtungen. Denn hier gäbe es Aufholbedarf, so Dorner: "Wenn ich etwa an die Einhaltung der Arbeitszeit in den Spitälern denke, dann gibt es noch viel zu tun." (rwh, derStandard.at, 28.1.2009)