Bild nicht mehr verfügbar.

Antananarivo - Nach den gewalttätigen Protesten auf Madagaskar gegen den Präsidenten Marc Ravalomanana hat das Militär am Dienstag eine Ausgangssperre für die gesamte Tropeninsel vor Afrikas Ostküste verhängt. Sie war zunächst nur für die Hauptstadt erklärt worden, am Abend aber ausgedehnt worden, berichtete der Rundfunk. Zwischen 21.00 und 04.00 Uhr dürfe sich niemand mehr auf der Straße zeigen.

Foto: Reuters/Stringer

Bild nicht mehr verfügbar.

In die Leichenhalle der größten Klinik des Landes seien 43 Todesopfer gebracht worden, teilte eine Sprecherin am Mittwoch mit. Zwei Menschen seien im Krankenhaus ihren Verletzungen erlegen, die anderen Opfer seien bis zur Unkenntlichkeit verbrannt gewesen. 

Umfangreiche Plünderungen richteten sich zunächst gegen Geschäfte des Firmenimperiums des Präsidenten. Sieben Einkaufszentren - davon drei im Besitz von Ravalomanana - wurden nach Medienberichten komplett geplündert, etliche Firmenfahrzeuge in Brand gesteckt.

Foto: Reuters/Stringer

Bild nicht mehr verfügbar.

Die Demonstrationen gegen den Präsidenten waren ursprünglich von Oppositionsführer Andry Rajoelina organisisert worden. Die Opposition wirft Präsident Marc Ravalomanana vor, die Insel langsam in eine Diktatur zu verwandeln. Ravalomanana besitzt auch die meisten Medien im Land. Im letzten Monat schloss die Regierung einen Radiosender, der zuvor ein Interview mit Jaques Chirac ausgestrahlt hatte. Von 1896 bis 1960 war Madagaskar eine französische Kolonie.

Foto: Reuters/Stringer

Bild nicht mehr verfügbar.

Nach seiner Wiederwahl im Dezember 2006 legte Präsident Marc Ravalomanana (Bild, li, mit dem deutschen Präsidenten Horst Köhler) einen Plan vor, der Madagaskar langfristig zu einem modernen Staat machen sollte. Zwar gelang es ihm, durch wirtschaftliche Reformen ausländische Investoren anzulocken, doch Armut und steigende Preise führten immer wieder zu Protesten.

 

Foto: EPA

Ravalomanana war 2002 selbst Urheber für gewalttätige Unruhen. Bei den Präsidentschaftswahlen im Jahr 2001 hatte er offiziell keine absolute Mehrheit erreicht, verweigerte aber trotzdem eine Stichwahl. Ravalomanana rief zu Protesten auf. Nach etliche turbulenten Monaten mit bürgerkriegsähnlichen Zuständen wurde Ravalomanana vom Verfassungsgericht zum Sieger erklärt. Der bisherige Präsident und Gegenkandidat Didier Ratsiraka floh.

Bild nicht mehr verfügbar.

Die aktuellen Proteste sind in ihrer Intensität allerdings umfangreicher. Am Dienstagnachmittag wurden in der Hauptstadt Antananarivo wieder fünf Plünderer erschossen. Der Rundfunk meldete auch aus der im Südwesten der Insel gelegenen Hafenstadt Tulear Unruhen mit mindestens 20 Toten. 20 Plünderer seien in einem brennenden Einkaufszentrum ums Leben gekommen, ein weiterer wurde nach Rundfunkberichten tot unter einem Reisberg gefunden.

Foto: Reuters/Stringer

Bild nicht mehr verfügbar.

Sie hatten sich nach Angaben des Radiosenders "Antsiva" auch auf dem Lande fortgesetzt, wo es aus vier Großstädten Berichte über Plünderungen und Brandschatzungen gab. Vor dem Zentralgefängnis der Hauptstadt vertrieben Soldaten mit Warnschüssen aus automatischen Gewehren Gruppen von Demonstranten.

Foto: Reuters/Stringer

Bild nicht mehr verfügbar.

Präsident Ravalomanana rief im Rundfunk zur Ruhe auf. Augenzeugen berichteten, er sei am Nachmittag per Helikopter in den Westteil der Insel geflogen. Ein für Dienstag angesetztes Gespräch zwischen dem Staatschef und dem Bürgermeister von Antananarivo, Andry Rajoelina (34), kam nicht zustande.

Foto: Reuters/Stringer

Bild nicht mehr verfügbar.

Rajoelina hatte es ohne Angabe von Gründen abgesagt. Am Abend kündigte er auf einer Pressekonferenz gemeinsame Patrouillen von Militär und Bürgerwehr in der Stadt an.

Foto: Reuters/Stringer

Bild nicht mehr verfügbar.

Madagaskar ist die viertgrößte Insel der Erde und eines der ärmsten Länder der Welt. Mit 587.041 Quadratkilometern ist die im Indischen Ozean 400 Kilometer vor der ostafrikanischen Küste gelegene Insel etwas größer als Frankreich.

Foto: Reuters/Stringer

Bild nicht mehr verfügbar.

Die "Grüne Insel" ist für ihre Artenvielfalt und Natur, berüchtigt aber auch für ihre Anfälligkeit gegenüber Naturgewalten. Jedes Jahr ziehen zahlreiche Wirbelstürme über die Insel.

Foto: AP

Bild nicht mehr verfügbar.

Nach Angaben der Weltbank müssen 70 Prozent der Bevölkerung von weniger als einem US-Dollar am Tag leben. Ein Drittel des Staatshaushalts stammt aus der Entwicklungshilfe. (APA, red)

Foto: Reuters