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Letzter Schliff für den Auftritt von 43 Staats- und Regierungschefs sowie etlichen Konzernbossen beim Forum in Davos.

Foto: Reuters

Diesmal fehlt der Glamourfaktor: Während in den vergangenen Jahren Stars wie Bono oder Angelina Jolie zumindest für optische Abwechslung zwischen den Anzugträgern sorgten, sind heuer die Vertreter von Wirtschaft und Politik weitgehend unter sich. Die Finanzkrise wird das fünftägige Treffen mehr als noch vor einem Jahr dominieren, zumal viele Voraussagen eingetroffen sind.

Im Vorjahr sorgte die Aussage des Investmentbankers George Soros im Standard-Interview zum Auftakt des Weltwirtschaftsforums für Furore, wonach "die schlimmste Finanzkrise seit Ende des Zweiten Weltkriegs" drohe. Der stets im Vorfeld publizierte "Global Risk Network Report" wies im Vorjahr lediglich auf die Gefahr einer "US-Rezession in den nächsten zwölf Monaten" hin. Heuer wird die Situation viel dramatischer eingeschätzt: "In der zweiten Jahreshälfte sind alle fortschrittlichen Volkswirtschaften in eine Rezession eingetreten." 2008 wird in der Studie als "historisches Jahr" bezeichnet.

Globalisierung der Schocks

In der Studie wird darauf hingewiesen, dass es schon verschiedene Finanzkrisen gegeben habe, sich die gegenwärtige aber in zwei Aspekten unterscheidet: Es zeige sich jetzt, wie stark verbunden die Welt durch die Globalisierung sei; Zweitens sei die Krise durch die entwickelten Staaten angetrieben worden, die beispiellose Verschuldungen und Fremdfinanzierungen zugelassen hätten.

In der Studie wird ein Rückgang des Wirtschaftswachstums in China auf sechs Prozent oder weniger für möglich gehalten. Es wird auf die Gefahr von kurzfristigen und panikartigen Antworten verwiesen. Nicht gerade zufällig wird in der für Davos vorbereiteten Studie die Gefahr einer "Überregulierung" angesprochen.

Breiten Raum wird beim Weltwirtschaftsforum, wo sich die Anhänger der Marktwirtschaft treffen, die Ankündigung des neuen US-Präsidenten Barack Obama einnehmen, den Finanzmarkt stärker kontrollieren und Hedge-Fonds, Hypothekenhändler und Großbanken strenger beaufsichtigen zu wollen. Obama will auch schärfere Regeln für Ratingagenturen.

Gleich am Eröffnungstag wird zum Auftakt über "Die neue ökonomische Ära" diskutiert. Anschließend steht das Thema "Die neuen Grenzen finanzieller Steuerung" auf dem Programm. Parallel dazu findet die nicht weniger wichtige Debatte über "Krisen, die auf jeden Fall verhindert werden müssen" statt. Im Vergleich zum Vorjahr sind deutlich weniger Diskussionen zu ökologischen Themen angesetzt.

Ein Manko ist, dass von der neuen US-Regierung kein hochrangiger Vertreter kommen wird. Lediglich der frühere Finanzminister Lawrence Summers, der im Wirtschaftsrat von Obama sitzt, reist nach Davos. Auch Präsidentenberaterin Valerie Jarrett soll kommen. Dafür sind wie in den Jahren davor die Präsidenten der wichtigsten globalen Finanzinstitutionen präsent. Obwohl die einzelnen Veranstaltungen deutlich von der Krise geprägt sind, haben die Veranstalter für heuer als Generalthema das Motto ausgerufen: "Die Gestaltung der Welt nach der Krise."

Tatsächlich geht die Gefahr um, dass die Rezession den Kampf gegen Hunger, Klimawandel und andere Bedrohungen überschattet. In diesem Sinne äußerte sich auch Ex-UN-Generalsekretär Kofi Annan vor seinem Auftritt in Davos: "Wir brauchen eine Botschaft, die ausdrückt, dass die Probleme der Armen und Schwachen gleich wichtig sind", sagte Annan der Agentur Reuters. (Alexandra Föderl-Schmid, DER STANDARD, Printausgabe, 28.1.2009)