Bagdad - Nach bereits zwei Todesurteilen muss sich Ali Hassan al-Majid im Irak erneut wegen Verbrechen gegen Kurden vor Gericht verantworten. Wie am Dienstag aus Justizkreisen in Bagdad verlautete, begann am Vortag vor dem Obersten Strafgerichtshof die Verlesung der Anklageschriften gegen al-Majid und 15 weitere Angeklagte.

Wegen der Verschleppung und Enteignung der im Ostirak lebenden Faili-Kurden in den 80er Jahren stehen auch der frühere Vizeregierungschef Tarek Aziz, Ex-Innenminister Watban Ibrahim Hassan und Abed Hamud, früher Sonderberater von Saddam Hussein, vor Gericht. Den Angeklagten wird auch vorgeworfen, die Faili-Kurden als Testpersonen für Chemie-Waffen und als menschliche Schutzschilde während des Kriegs gegen den Iran (1980-1988) missbraucht zu haben.

Zwei Todesurteile

Die irakische Justiz hat den 67-jährigen Majid, einen Vetter des früheren Machthabers Saddam Husseins und dessen rechte Hand, wegen Völkermordes, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit bereits zweimal zum Tod verurteilt. 2007 wurde ihm die Niederschlagung des kurdischen Aufstandes in den Jahren 1987 und 1988 zur Last gelegt; Ende vergangenen Jahres wurde er wegen seiner Rolle bei der Niederschlagung des Schiitenaufstands 1991 im Süden des Irak zum Tode verurteilt.

In einem vierten Prozess muss sich "Chemical Ali" mit Aziz und Hassan wegen der Hinrichtung von 42 Geschäftsleuten im Jahr 1992 verantworten. Saddam Hussein wurde im Dezember 2006 hingerichtet. (APA)