Als "Rachefeldzug" und "Hetzschrift" bezeichnet Janos Fehérváry, Herausgeber des Online-Jugendmagazins "chilli.cc", einen Artikel im aktuellen "profil". In dem Bericht des Nachrichtenmagazins ist von "Ausbeutung der Mitarbeiter" die Rede. Die Arbeitsbedingungen hätten sich seit der Kooperation mit der "Presse" sogar noch verschlechtert, behauptet "profil". "Blödsinn", kontert Fehérváry. Die strategische Partnerschaft mit der "Presse" funktioniere "super".

"Vor einem Jahr haben wir noch in einem Kellerloch gehaust", sagt Fehérváry zu etat.at. Seit September bekommen die Mitarbeiter von "chilli.cc" in den Räumlichkeiten der "Presse" ein Büro sowie ein "provisorisches Budget" zur Verfügung gestellt. In dem "profil"-Artikel entspreche "jeder dritte Satz" nicht den Tatsachen, moniert der 31-Jährige und ortet einen persönlichen Rachefeldzug einer ehemaligen chilli-Mitarbeiterin. Sie hat das Medium im Mai verlassen hat und werkt mittlerweile bei "profil". Die Anschuldigungen kommen von ihr, ist er überzeugt.

Zwei Angestellte

"Tragende Mitarbeiter" des Magazins sollen künftig bezahlt werden, hieß es damals, als die "Presse" chilli.cc unter ihre Fittiche nahm und so vor dem Aus bewahrte. Bis dato werden aber nur Fehérváry und Markus Peyerl, Chef vom Dienst, entlohnt. Der Rest arbeitet nach wie vor unentgeltlich für das Magazin. Der Rest besteht aus rund 60 weiteren Mitarbeitern. Eigentlich sind es keine Mitarbeiter, sondern Mitglieder, betont Fehérváry. Statt einen Mitgliedsbeitrag zu zahlen, müssen die Leute Artikel verfassen. Wie viele das sind, ist im Rahmen einer "Kooperationsvereinbarung" geregelt.

Bei "Inaktivität" droht eine "Administrationskostenrückerstattung" in der Höhe von 180 Euro. Diese Vereinbarung existiere schon seit dem Jahr 2004 und nicht wie im "profil" behauptet erst seit der Partnerschaft mit der "Presse", sagt Fehérváry. Eine solche Pönale wurde aber erst einmal angewendet, versichert er. Ein Mitarbeiter habe nur die "Ausbildung" wie Einschulungen und Workshops konsumiert und redaktionell nichts beigesteuert. "Wir haben uns dann auf 80 Euro geeinigt."

Jeder Mitsprachrecht

"Jedes Mitglied ist freiwillig bei uns", sagt Fehérváry, der sein Magazin als Ausbildungsplatz für Journalisten sieht. In dem "demokratisch geführten Medium" habe jeder Mitsprachrecht. Zur Behauptung im "profil", dass er einen autoritären Führungsstil pflege und ein "strenges Regiment" führe, meint er: "Als Chefredakteur muss man manchmal durchgreifen und ein Machtwort sprechen."

Er lege großen Wert auf ein kollegiales Arbeitsklima: "Chilli gehört schließlich nicht mir, sondern dem Verein." Fehérváry muss jedes Jahr von den Mitgliedern als Vorsitzender bestätigt werden. Würde er so autonom agieren, wie es in dem "profil"-Artikel suggeriert wird, dann wäre er bald mit seiner Abwahl konfrontiert, meint er. "Chilli" wurde im Jahr 1999 gegründet, Fehérváry fungiert seitdem als Herausgeber. Er besitzt 50 Prozent der Markenrechte. Eigentümer des Mediums ist der Verein.

Teenager zu Strafe verdonnert

Laut "profil" müssen Chilli-Mitarbeiter die Kosten bei etwaigen Klagen aus der eigenen Tasche zahlen. "Stimmt nicht", ist Fehérváry erzürnt. Es gebe eine eigene "Rechtsschutzversicherung" und "alle Kollegen werden geschützt". Der im "profil" beschriebene Fall, wonach ein Teenager für die Verletzung von Bildrechten 3.000 Euro zahlen habe müssen, sei anderes gelagert. "Er hat bei sechs Bildern eigenhändig das Wasserzeichen wegretuschiert", sagt Fehérváry. Außerdem sei er nicht zum Termin mit dem Anwalt erschienen. Eindringliche Copyright-Warnungen habe er ignoriert. Eine klarer Fall von "Verletzung der journalistischen Sorgfaltspflicht", so der Herausgeber.

Verluste einkalkuliert

Dass chilli.cc in den "nächsten drei bis vier Jahren" Verlust machen werde, sei den Verantwortlichen bei der "Presse" klar. Das Projekt sei langfristig angelegt. "Natürlich wollen wir von der ehrenamtlichen Struktur wegkommen", betont Fehérváry. Die Basis dafür sind aktuell "rund 21.000 Unique User" pro Monat. Die "Presse" kümmert sich um die Vermarktung. Bis sich das amortisiert, positioniere man sich weiter als Ausbildungsstätte für Journalisten. "Hätte die 'profil'-Autorin bei uns gearbeitet, dann wären ihr solche Recherchefehler nicht passiert", so der chilli-Chef.

Fehérváry will sich den Artikel "nicht gefallen lassen" und erwägt rechtliche Schritte gegen "profil". Er fühle sich in seinen "Persönlichkeitsrechten" verletzt. Eine Klage in der Causa ist bereits auf Schiene. Das im "profil" verwendete Foto, das Fehérváry zeigt, wurde laut seinen Angaben ohne Genehmigung von chilli.cc und ohne Hinweis auf den Fotografen abgedruckt. (om, derStandard.at, 27.1.2009)