Natürlich ist der deutsche Stammtisch mit dem Urteil für Klaus Zumwinkel nicht zufrieden. Zwei Jahre Haft auf Bewährung, dazu noch eine Geldstrafe von einer Million Euro - das erscheint vielen recht milde. Denn schließlich entgeht der vermögende, ehemalige Chef der Deutschen Post dadurch dem Gefängnis. Zuvor aber hat er jahrelang kühl gerechnet und sein Geld am deutschen Finanzamt vorbei nach Liechtenstein geschleust.

Doch Zumwinkel hatte - juristisch gesehen - unwahrscheinliches Glück. Für Verfehlungen aus dem Jahr 2001 konnte er wegen eines um zwölf Stunden zu spät ausgestellten Haftbefehls nicht mehr zur Verantwortung gezogen werden. Somit fiel der Steuerschaden unter jene Grenze, ab der die Strafe nicht mehr zur Bewährung ausgesetzt werden darf, ab der also der ehemalige Börsenstar seinen Koffer für das Gefängnis packen hätte müssen.

Doch wie schon bei Peter Hartz, dem VW-Manager, der Betriebsräte mit Nutten kaufte und ebenfalls mit einer Geldstrafe davonkam, gibt es in einem solchen Fall nicht nur eine strafrechtliche Dimension. Wie Hartz hat Zumwinkel viel mehr verloren als Geld: Ansehen und Einfluss sind weg.

Außer in der Fürsten-Bank in Liechtenstein spricht kein Mensch mehr ehrfürchtig vom einstigen Top-Manager Zumwinkel. Er gilt heute als Paria, sein Name steht als Synonym für die gierige Manager-Kaste, die - obwohl hoch bezahlt - den Rachen niemals vollkriegt. Und das ist für Zumwinkel ohnehin die Höchststrafe - auch ohne Haftantritt. (Von Birgit Baumann, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 27.1.1.2009)