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Die Branchen Pflege und Bildung sind gefragt am Arbeitsmarkt - und somit Frauen.

Foto: AP/Franka Bruns

Wien - Auch die Wiener Stadtregierung hat für die Zeiten der Wirtschaftskrise einen Konjunkturkuchen gebacken. Die Zutaten: 100 Millionen Euro, die in den unterschiedlichsten Bereichen eingesetzt werden sollen. Renate Brauner, Vizebürgermeisterin und Finanzstadträtin, betonte dabei stets, dass "ihr" Paket - im Unterschied zu dem des Bundes und auch anderer Länder - den Aspekt der Frauenförderung besonders berücksichtigt habe. Wie das Geld allerdings genau verteilt ist und wie viel davon speziell den Frauen zugute kommen soll, ist freilich noch weitgehend unklar - und damit ideales Spekulationsobjekt.

Wirtschaftsforscherinnnen, und seit Montag auch die Opposition, kritisieren bereits, dass sich die Konjunkturpakete, die vor allem den Arbeitsmarkt stärken sollen, am männlichen Arbeitsmarkt orientieren. Immerhin sind in den von der Krise betroffenen Branchen - siehe General-Motors-Werk in Aspern, wo fast die gesamte Belegschaft in Kurzarbeit geschickt wurde - vor allem Männer beschäftigt.

VP-Frauensprecherin Barbara Feldmann warf der SPÖ-Stadtregierung am Montag vor, nicht zu handeln und keine aktive Frauenpolitik zu machen. Viel Aufholbedarf habe Wien im Bereich der Alten- und Kinderbetreuung. "Es müssen viel mehr Plätze geschaffen werden. Die Planung muss schneller gehen", sagte Feldmann. Das Argument, Frauen würden krisensichere Jobs, wie etwa im Gesundheits- und Bildungsbereich haben, lässt die Politikerin nicht gelten: "Der Frauenanteil bei den Teilzeitbeschäftigten beträgt 74 Prozent. Gerade bei Teilzeitbeschäftigten ist das Armutsrisiko hoch."

Das wiederum lässt man im Brauner-Büro nicht gelten: Die Frauenerwerbsquote liege mit 75,8 Prozent in Wien von allen Bundesländern am höchsten. In der Bundeshauptstadt seien zudem mehr Frauen als anderswo (65 Prozent) voll erwerbstätig. Zudem sei die Arbeitslosigkeit unter Wiens Frauen im Vorjahr sogar unter 1,7 Prozent gesunken. Der Grund: Im Pflegebereich, in der Gastronomie sowie auf dem Bildungs- und Unterrichtssektor wächst, trotz Krise, nach wie vor der Bedarf an (zumeist weiblichem) Personal. Und ohnehin achte die Stadt bei jeder ihrer Maßnahmen auf den Gender-Aspekt.

"Weibliche" Branchen

Tatsächlich wird das Wiener Prinzip des "Gender Budgeting" auch im Konjunkturprogramm angewendet. Wie genau sich das auswirkt, lässt sich bis dato freilich nur in wenigen Bereichen beziffern.

Jene Branchen, die schon ein Stück vom Wiener Finanz-Kuchen bekommen haben, sind Forschung (20 Millionen Euro) und Tourismus (1,5 Millionen). In letzterer Branche sind mehr als die Hälfte (59 Prozent) Frauen beschäftigt. Auch den Ausbau im Gesundheitsbereich, in dem in Wien 75 Prozent der Beschäftigten Frauen sind, wertet man beim Wiener Arbeitnehmer-Förderungsfonds (Waff) als Konjunkturmaßnahme für Frauen. Mit dem Arbeitsmarktservice bietet der Waff Ausbildungen in Pflegeberufen an, an denen überwiegend Frauen teilnehmen.

Ausbaufähig ist der Bereich Kinderbetreuung: Hier verhandelt man noch mit dem Bund um den Gratiskindergarten am Vormittag. Gratisangebot am Nachmittag ist derweil nicht spruchreif. Denn die Finanzierung kommt aus dem Bundes-Konjunkturpaket und ist nur für zwei Jahre gesichert. (Marijana Miljkoviæ, Petra Stuiber, DER STANDARD, Print, 27.1.2009)