Am Wochenende ist "Die Presse" in ihrem Impressum der jährlichen Pflicht zur Offenlegung gemäß § 25 Mediengesetz nachgekommen und hat dargelegt, wem sie gehört. Seit dem letzten Jahr hat sich daran nichts geändert. Die Styria Medien AG wurde 1869 von einem Verein von Katholiken grundgelegt. Seither bemühen sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus vielen Ländern, Kulturen und Religionen, diesen weltanschaulichen Wurzeln durch einen besonders sorgfältigen Umgang mit der Würde des Menschen im umfassenden Sinn gerecht zu werden. Ob das auch - im umfassenden Sinn - auf den kroatischen Medienableger der katholisch grundgelegten Styria Medien AG zutrifft, ist schwer zu sagen, wenn sich weltanschauliche Wurzeln, die 140 Jahre tief in die steirische Erde reichen, über der kroatischen eher oberflächlich ranken. Heute ist ohnedies manches anders, denn heute gehört die Styria Medien AG weit überwiegend (98,33%) einer gemeinnützigen Privatstiftung, die selbst von Gesetz wegen eigentümerloses Vermögen ist. Die restlichen 1,67% sind beim schon erwähnten Verein geblieben.

Der Wechsel von einem katholischen Preßverein in die Eigentümerlosigkeit einer gemeinnützigen Privatstiftung vermittelt einen Hauch von Urchristentum, den die Verfasser der Offenlegung durchaus beabsichtigen: Dieser Hintergrund macht die Styria Medien AG zu einem Unternehmen, in dem Werte zählen. Was aber wäre dies allein, fehlte es an der nötigen Bußfertigkeit? Daher leitet ein Sternchen von diesem Wertebekenntnis zu der präzisierenden Fußnote über: Jeden Tag scheitern wir da oder dort an diesem Anspruch; wir wissen das und wollen ihn trotzdem nicht aufgeben.

An sich ist die öffentliche Beichte als Element der mediengesetzlichen Offenlegung nicht vorgesehen, kann aber nicht schaden. Ihre sakramentale Wirksamkeit bleibt aber umstritten, wenn es an tätiger Reue fehlt, und daran scheint es zu mangeln, stand doch wortwörtlich derselbe Satz bereits in der Offenlegung vom 18. Jänner des vorigen Jahres. Seither jeden Tag da oder dort am Anspruch zu scheitern, ein Unternehmen zu sein, in dem Werte zählen, es zu wissen, aber unter hartnäckiger Aufrechterhaltung des ungedeckten Anspruchs im täglichen Scheitern fortzufahren, als müsste es schon reichen, ihn nicht aufgeben zu wollen, grenzt an Hoffart. Was sollen sich die Katholiken des Jahres 1869 in ihrer heutigen Position dazu denken? An der Offenbarung des Johannes würden sie die Offenlegung der Styria wohl kaum messen.

Aber wir sind allzumal Sünder, und wer noch nie gescheitert ist, der werfe den ersten Stein. Darin versuchte sich in der freiheitlichen "Zur Zeit" ein gewisser Walter Marinovic unter dem Titel Die Presse" auf Fleischhackerniveau. Der Chefredakteur der "Presse", so der sensible Kritiker, hackte auf heimatverbundene Menschen los und entblödete sich nicht, unseren Parlamentspräsidenten Martin Graf als "Figur" zu beschimpfen, die "in den unteren Ebenen der öffentlichen Verwaltung oder als Sachbearbeiter in mittelständischen Unternehmungen hängen bleiben müßte".

Natürlich muss sich Fleischhacker fragen lassen, was ein Martin Graf "in den unteren Ebenen der öffentlichen Verwaltung" eines demokratischen Staates verloren hätte, aber: Weder ist Graf Parlamentspräsident, noch wurde ihm Heimatverbundenheit vorgeworfen, es sei denn jene zu seiner geistigen Heimat in "Olympia". Doch Marinovic fährt mit Zeugen auf. Fleischhackers Vorgänger, die noch als Verfasser glänzender Glossen oder als Schriftleiter der "Wiener Zeitung" tätig sind, werden die lümmelhaften Fleischhackereien wohl als peinlich empfinden. Vom Schriftleiter der "Wiener Zeitung" weiß man diesbezüglich nichts Näheres, außer dass er als Verfasser glänzender Glossen nicht in Frage kommt.

Aber welcher Wahrheitsgehalt kommt der Offenlegung der Styria als Eigentümerin der "Presse" zu? Hinter Fleischhacker stehen andere "Fleischhacker", deren Aufträgen die pressegeförderte "Presse" nicht widerspricht, weiß man in "Zur Zeit". Und: Der Druck machtbesessener Auftraggeber mag ja gewaltig sein, doch der proletenhafte Gossenjargon in einem Blatt, das sich "unabhängige Tageszeitung" nennt, ist widerlich. Hätte dieser heimatverbundene Kritiker des "Presse"-Chefs den Satz gekannt, jeden Tag scheitern wir da oder dort, er hätte milder geurteilt. Aber dass es sich bei den "Fleischhackers", die hinter Fleischhacker stehen, nur um die Weisen von Zion handeln kann, hätte er offen sagen können, wenn schon das Impressum dazu schweigt. (Günter Traxler, DER STANDARD; Printausgabe, 27.1.2009)