"Wir sind Dienstleister und nehmen dem Kunden jene Dinge ab, die nicht sein klassisches Kerngeschäft sind."

Manfred Meszar bei einer Besprechung mit einem Mitarbeiter: "Jeder Tag ist anders und das ist auch das Spannende an diesem Beruf."

Wo sollen die neuen Wände im Büro genau stehen? Sind die Fluchtwege dann nicht blockiert? Müssen wir auch die Teppiche und Sockelleisten anpassen? Wo kommt der neue Feuerlöscher hin? Manfred Meszar, Facility Manager bei first facility, sitzt mit einem seiner 25 Mitarbeiter in seinem Büro der Anlage Euro-Plaza am Wienerberg und bespricht den Wunsch eines Kunden.

Kühle, gläserne Gebäude reihen sich hier aneinander. Einige Anzugträger sind auf dem Weg zu einem Meeting, hindurch zwischen den Gebäuden mit den ebenso kühlen Bezeichnungen wie Gebäude B, Gebäude G, Gebäude C, wo die Büros etwa 40 internationaler Firmen, von L`Oréal bis Microsoft, angesiedelt sind und 5000 bis 6000 Mitarbeiter beschäftigen.

Eine dieser Fimen, ein Technologiekonzern, wünscht sich neue Bürowände. Manfred Meszar sorgt als Facility Manager nun dafür, dass dieses Anliegen auch umgesetzt wird.

"Alles, was früher der Hausmeister gemacht hat"

Meszar erklärt seinem Mitarbeiter, was sich der Konzern vorstellt, der andere notiert sich Punkt für Punkt, fragt nach, Meszar zeichnet die Wände auf einem Plan ein. Die Tür für den Notausgang muss übrigens nicht in "Panikrichtung" aufgehen. Die Frage rund um das IT-Kabel bleibt noch offen.

Manfred Meszar, ist mit dem Facility Management-Unternehmen first facility für die ganzheitliche Betreuung der Anlage Euro-Plaza zuständig, von der Planung über Reinigung und Störungsbehebung bis zum Auswechseln der Glühbirnen. "Alles, was früher der Hausmeister gemacht hat, machen wir im großen Rahmen", erklärt der 28-Jährige. "Wir sind Dienstleister und nehmen dem Kunden jene Dinge ab, die nicht sein klassisches Kerngeschäft sind. So kann er sich auf sein eigentliches Kerngebiet konzentrieren."

Facility Manager zu werden, war für Manfred Meszar kein lang ersehnter Wunsch, sondern sei einfach so passiert. Nach Abschluss der Schule hat er zur Überbrückung der Zeit bis zum Bundesheer einen Ferialjob gesucht und daher acht Monate als Ferialpraktikant bei first facility gearbeitet. „Dadurch, dass der Beruf so vielseitig ist und ich speziell in den ersten Monaten sehr viel lernen konnte, habe ich mich danach gar nicht mehr nach etwas anderem umgeschaut", so Meszar. "Ich habe am Anfang als Assistent kleinere Projekte in Wien betreut. Die Abteilung und die Aufgaben sind mit den Jahren gewachsen und so bin ich mitgewachsen." Vor knapp vier Jahren hat Meszar schließlich die Leitung als Facility Manager am Euro-Plaza übernommen.

Schulische Ausbildung statt Quereinstieg

Heute gebe es jedoch kaum mehr Quereinsteiger, wie er es einmal war. Der Weg im Facility Management gehe stark Richtung schulische Ausbildung, so Meszar. Die meisten jungen Facility Manager hätten heute ein Fachhochschulstudium oder Kolleg hinter sich. Er selbst würde heute auch eher jemanden mit einschlägiger Ausbildung einstellen.
Kaum sind die Details rund um die neuen Wände für HP geklärt, streckt schon der nächste Mitarbeiter den Kopf zur Tür herein. Die Polizei habe schon ein paar Mal versucht Manfred Meszar zu erreichen. "Gestern hat einer meiner Mitarbeiter einen Taschendieb gestellt", reagiert Meszar auf den fragenden Blick. Sein Mitarbeiter wurde auf zwei Männer aufmerksam, die schon seit Tagen im Restaurant des Euro-Plazas herumgesessen seien ohne etwas zu konsumieren. Als Meszar und seine Mitarbeiter die Männer zur Rede stellten, ergriffen sie die Flucht. Einen der beiden konnten sie aber nach einer kurzen Verfolgungsjagd der Polizei übergeben. Meszar muss sich nun gemeinsam mit der Polizei um die Auswertung der Überwachungsvideos kümmern, da auch die gesamte Sicherheitszentrale des Euro-Plazas von first faclity betreut wird.

Reinigung, Kundenbetreuung oder Umbauten

Wenn man Manfred Meszar nach seinen beruflichen Aufgaben fragt, weiß er gar nicht, wo er anfangen soll. Den typischen Facility Manager gebe es grundsätzlich nicht, so Meszar. Es gebe interne Facility Manager, die in Konzernen für den Büroablauf, Umbauten und die Reinigung zuständig sind. Er sei jedoch für die gesamte Betreuung des Euro-Plazas zuständig: Technik und Infrastruktur, Reinigung der Allgemeinflächen, Winterdienst, Kundenbetreuung, Betriebskostenvorschau, Energieverbrauch, Umbauten, Projektabwicklung und und und. "Die Aufgaben sind sehr vielfältig und das macht es auch so interessant," so Meszar.

Die nächste Besprechung steht auf dem Plan. Seit 1. Jänner 2009 ist der Energieausweis für Gebäude gesetzlich vorgeschrieben, eine Mitarbeiterin soll die nötigen Papiere für das Euro-Plaza vorbereiten. Außerdem müsse man die Grundriss-Pläne und bauphysikalischen Unterlagen noch besorgen. Im Büro nebenan betreut eine Mitarbeiterin die Kunden-Hotline, die den Mietern der Büroanlage zur Verfügung steht. Ein Problem mit der Schrankenanlage lässt heute das Telefon immer wieder läuten.

Das sei übrigens ein grundsätzliches Problem, so Meszar. Als Facility Manager werde man grundsätzlich nur mit Problemen konfrontiert: "Ich sehe unsere Hauptaufgabe darin, die Probleme der Mieter zu lösen. Es kommt ganz selten vor, dass jemand anruft und sagt es sei alles leiwand." Im Normalfall rufe jemand nur an, wenn er mit etwas nicht zufrieden sei. „Da muss man schon ein dickes Fell haben und einiges ertragen."

Organisationstalent gefragt

Manfred Meszar ist mit first facility seit der Entstehung des Euro-Plaza 2001 für die Betreuung der Büroanlage zuständig. Auch heute noch wächst das Projekt stetig weiter, neue Gebäude werden hinzugebaut, andere abgerissen oder umfunktioniert. Daher sieht sich Meszar mit seinen Aufgaben als Facility Manager auch völlig erfüllt. Was ihn jedoch schon irgendwann einmal reizen würde, wäre Facility Management in einem Industriebetrieb. "Wenn in einem Bürogebäude die Lüftung für zwei Stunden ausfällt, ist das unangenehm, aber nicht tragisch. In einem Industriebetrieb wäre das anders", so Meszar. Dort sei das Facility Management mehr gefordert.

Den ganz „normalen" Arbeitstag als Facility Manager gebe es zum Glück nicht, so der 28-Jährige: "Jeder Tag ist anders und das ist auch das Spannende an diesem Beruf." Man könnte den Arbeitstag aber grob einteilen in Besprechungen, E-Mails schreiben und mit Kunden telefonieren, der Rest sei Organisation und die Führung der Mitarbeiter.

Auf jeden Fall sollte ein Facility Manager ein Organisationstalent haben, so Meszar. Er muss außerdem einen guten Umgang mit Menschen im Allgemeinen haben, denn es mache den Großteil des Geschäfts aus: "Ich bin vom Charakter her ein zurückgezogener Mensch, aber ich scheue mich auch nicht, wenn ich mit einem Vorstand eine Sitzung habe. Wichtig ist, alle gleich zu behandeln und ihnen mit Respekt zu begegnen. So kommt es dann auch retour." (Maria Fanta, derStandard.at, 27. Jänner 2009)