Kitzbühel - Es ist nicht so lange her, dass die Slalom-Spezialisten ihr Schattendasein beklagten und der mittlerweile selbst zum Allrounder mutierte Rainer Schönfelder sogar die Abschaffung des Super-G gefordert hatte. Dank Reinfried Herbst und Manfred Pranger waren es zuletzt aber eher die Slalom-Asse, die bei Österreichs Ski-Herren positive Schlagzeilen lieferten. Die beiden Doppelsiege auf Schweizer Boden haben es möglich gemacht, dementsprechend hoch sind die Erwartungen auch für die kommenden Heim-Slaloms am Sonntag in Kitzbühel (10.15/13.15 Uhr) und am Dienstagabend in Schladming.

"Von mir aus kann's so weitergehen", hatte Pranger nach seinem Wengen-Triumph lachend gemeint. Der Tiroler hat eine ähnliche Durststrecke wie Herbst hinter sich und feiert am Sonntag bei der mit viel Applaus begleiteten Rückkehr des Kitz-Slaloms auf den traditionellen Ganslern-Hang seinen 31. Geburtstag. Pranger war 2005 der letzte österreichische Slalom-Sieger in Kitz gewesen.

Zehntausende Fans werden in Kitz erwartet, wie zwei Tage später in Schladming haben sich an die 45.000 Zuschauer angesagt. Ein weiterer Sieg wäre wohl das perfekte Geschenk für Pranger am Sonntag, wenn abseits der Slalom-Entscheidung auch der Kombi- und damit einzig wahre Hahnenkamm-Sieger gesucht wird.

Auch Herbst schwimmt auf einer Erfolgswelle, die für den Salzburger aber nicht zufällig kommt. "Selbst nach meinen beiden Ausfällen am Saisonbeginn habe ich an mich geglaubt. Ich habe immer gewusst, dass es funktionieren wird, wenn nur endlich die schweren Hänge kommen. Jetzt hoffe ich, diese Welle möglichst lange mitnehmen zu können", meinte der 30-jährige Pinzgauer.

Ein bemerkenswertes Selbstvertrauen. "Denn wir Spezialisten haben's ja nicht leicht. Du bekommst gerade mal elf Chancen und stehst damit nach drei Ausfällen schon mit dem Rücken an der Wand", weiß Herbst aus eigener Erfahrung. "Wenn du da Pech hast, fliegst du sogar aus der Mannschaft." Genau das war dem Unkener vor Jahren bereits passiert.

Aber das ist längst Schnee von gestern. Die Zukunft ist jetzt und heißt Kitzbühel-Slalom. Im Kampf gegen Asse wie dem nach fünf von zehn Bewerben mit 349 Punkten vor Ivica Kostelic (305) führend Franzosen und Vorjahres-Sieger Jean-Baptiste Grange, Manfred Mölgg usw. setzt vor allem Herbst auf "Blankeis". "Je glatter, desto besser funktionieren meine Ski. Da habe ich auch einen Material-Vorteil", hofft der Blizzard-Fahrer, der einen schnellen, kurzen Schwung fährt, auf "knusprige" Verhältnisse am Sonntag.

Österreich wirft am Sonntag aber nicht nur das derzeitige Erfolgs-Duo Pranger/Herbst in die Slalom-Schlacht am Ganslern-Hang, der nun noch länger ist als jemals zuvor. Marcel Hirscher wird immer konstanter, was Platz vier in Wengen bewies. Benjamin Raich ist im Slalom immer gut für einen Podestplatz, muss nach dem Out im Super-G im Kitz-Slalom aber erst recht auch mit der Kombiwertung im Hinterkopf fahren. Dort matcht er sich in erster Linie mit dem zweifachen Hahnenkamm-Sieger und Abfahrts-Vierten Bode Miller (USA) um den Sieg.

Ausgerechnet Weltmeister Mario Matt kommt derzeit im Slalom nicht so richtig in Schwung. Dennoch steht das WM-Slalomteam mit Matt, Pranger, Herbst, Raich und Hirscher praktisch. "Nicht auszudenken, wenn Mario nicht seinen Fixplatz bei der WM hätte", ist Herbst froh, keinen Qualidruck zu haben.

Für Herbst ist auch klar, dass es auf dem Ganslern keinen Zufallssieger geben kann. "Hier ist der Favoritenkreis viel kleiner als auf der Autobahn-Umfahrung", machte auch der Österreicher klar, dass die in den vergangenen zwei Jahren gefahrene Slalom-Variante ins Abfahrtsziel auch sein Herz nicht entzückt hat.

Herbst machte kein Geheimnis daraus, dass für ihn der früher als eher verbissen geltende Landsmann Pranger der härteste Konkurrent ist. "Wenn selbst er plötzlich locker ist, dann wird er erst so richtig gefährlich." Trotzdem orientiert sich Herbst an seinem Freund. "Der Manni kennt das Gefühl des Siegens auf dem Ganslern bereits. Ich will das auch kennenlernen." (APA)