Massaker an der Zivilbevölkerung, Vergewaltigungen, Folter - die Liste der Verbrechen, für die Kongos Rebellenführer Laurent Nkunda verantwortlich sein soll, ist lang und erschreckend. Insofern ist seine Festnahme keine schlechte Nachricht. Mit diesem Schritt dürfte auch seine Rebellenbewegung, die CNDP, am Ende sein. Nkundas ehemaliger Vize, der vom Haager Strafgerichtshof wegen Kriegsverbrechen gesuchte Bosco Ntaganda, hat sich jedenfalls schon vor Wochen von ihm abgewandt und will mit der kongolesischen Armee zusammenarbeiten.

Das ist es aber auch schon mit den guten Nachrichten. Denn wahrscheinlicher als ein Ausbruch von Frieden in der krisengeschüttelten Gegend sind neue Katastrophen für die Zivilbevölkerung. Die Festnahme Nkundas zeigt, dass es die Regierung in Ruanda - die Nkunda lange unterstützte - und jene im Kongo es ernst meinen mit ihrem neuen Bündnis, das ruandische Hutu-Milizen im Ostkongo zur Strecke bringen soll. Mit der Festnahme Nkundas ist ein Stolperstein für ein kompromissloses militärisches Vorgehen gegen die Milizen aus dem Weg geräumt. Das heißt aber wieder: Kämpfe, Flüchtlingsströme, viele unschuldige Opfer.

Die Zusammenarbeit mit Ruandas Armee könnte sich aber auch für die Regierung von Joseph Kabila als Bumerang erweisen. Viele Kongolesen erinnern sich noch zu gut an den letzten Kongokrieg und die Rolle Ruandas, schon gibt es Proteste. In Kombination mit einer hohen Anzahl ziviler Opfer könnte das zu einer echten Gefahr für Kabila werden. (Julia Raabe/DER STANDARD, Printausgabe, 24.1.2009)