Anfang der Woche erklärte Nouriel Roubini, der Ökonom an den New York University, der den Crash von 2008 prophezeite, die amerikanischen Banken seien "effektiv insolvent". In Europa, fügte er hinzu, sei es dasselbe.

Nach Barack Obamas Inauguration schrieb der Princeton-Ökonom und Nobelpreisträger Paul Krugman in der New York Times, der neue Präsident müsse sich sehr bald entscheiden, ob er eine Reihe von US-Großbanken verstaatlichen werde, da die bisherigen "bail-outs" (Staatshilfen ohne direkten Staatseinfluss) lediglich den Effekt gehabt hätten, "to keep dead banks walking".

Inzwischen rechnet man in Europa, konkret in Großbritannien, mit der Vollverstaatlichung von Großbanken wie der Royal Bank of Scotland. In Deutschland will die Regierung das Bankenrettungspaket "aufbessern", ohne noch an direkte Verstaatlichung zu denken.

Und schließlich traten neun europäische Banken, die in Osteuropa stark engagiert sind, an der Spitze Raiffeisen International, aber auch die Erste Bank, an die EU-Kommission und an die Europäische Zentralbank (EZB) heran, um die Ausdehnung des Banken-Unterstützungsprogramms der EU auf Osteuropa zu fordern. Nutznießer sollten dabei nicht nur EU-Mitglieder, sondern auch Staaten wie die Ukraine, Bosnien und Serbien sein. Das war der Blattaufmacher der Financial Times vom Donnerstag.

Knapp vorher hatte die österreichische Finanzmarktaufsicht FMA ein Pressegespräch abgehalten, in dem auf die großen Kreditsummen (230 Milliarden Euro) hingewiesen wurde, die österreichische Banken in Osteuropa aushaften haben. Kritisch hatten sich vorher schon der Internationale Währungsfonds und Mitglieder der EU-Kommission geäußert.

Die Zusammenschau dieser Vorgänge ergibt jedenfalls das Bild, dass die Finanzkrise weder in den USA noch in Europa vorbei ist. In den letzten Monaten wurde - lediglich oder immerhin - der unmittelbare Kollaps des Bankensystems mit entsprechenden Folgen für Kunden und Sparer vermieden. Aber es ist noch keine strukturelle Sanierung gelungen.

Österreichische Banken haben wenig toxische Wertpapiere in den Büchern, dafür aber hohe potenzielle Kreditrisken in Osteuropa. Wobei Länder wie Tschechien, Polen, die Slowakei und Slowenien gute Risken sind, andere - Rumänien, Bulgarien, die Nicht-EU-Länder Russland, Ukraine und Serbien - weniger gute.

Grundsätzlich war, wie jetzt auch die Frankfurter Allgemeine bestätigt, das Engagement auch in diesen Märkten richtig, weil nur dort Wachstumspotenzial zu finden ist. Es wird dort auch wieder bergauf gehen - aber jetzt ist einmal Durchstehen angesagt.

Die Bankenhilfe, die der österreichische Staat ausgearbeitet hat und die jetzt allmählich in Anspruch genommen wird, ist übrigens eine Art Teilverstaatlichung. Der Staat bekommt Partizipationsscheine für seine Hilfe, die allerdings nur relativ geringen Einfluss garantieren.

Die angedachte EU-Hilfe für Osteuropa wird letztlich eine Hilfe für die Banken in Osteuropa sein, und das sind in einem hohen Maß auch österreichische. Ohne Hoffnung auf die EU-Hilfe wären die Aussichten ziemlich grimmig, aber auch so wird es nicht leicht. (Hans Rauscher, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 24./25.1.2009)