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Dati hatte zuletzt für Aufsehen gesorgt, weil sie bereits fünf Tage nach der Geburt ihres ersten Kindes wieder an einer Kabinettssitzung teilnahm.

Politische Kritik hatte die 43-Jährige wegen ihres autoritären Führungsstils und ihrer umstrittenen Justizreform einstecken müssen.

Foto: APA/EPA/MELANIE FREY

Wer die Gunst des französischen Staatschefs Nicolas Sarkozy genießt, bringt es weit: Der bisherige Sozialminister Xavier Bertrand wurde am Wochenende auf Weisung Sarkozys zum neuen Parteichef der regierenden „Union für eine Volksbewegung" (UMP) gewählt. Beim Parteitag wurde nicht nur die UMP in Wahlformation gebracht. Der Staatschef nutzte die Gelegenheit und entfernte seine Justizministerin Rachida Dati, eine der schillerndsten Politikerinnen Frankreichs.

Seit Tagen und Wochen munkelte Tout Paris schon, die glamouröse Ministerin aus einfachsten Banlieue-Verhältnissen habe die Gunst des Staatschefs verloren. Sie interessiere sich zu stark für ihre Dior-Garderobe als zum Beispiel für die Selbstmordserie in den französischen Gefängnissen, hieß es. Oder: Die häufig schwarz gekleidete Frau, die in den Medienkarikaturen meist als Domina erschien, habe ihr Ministerium nicht im Griff, obwohl sie doch so autoritär auftrete.

Luxusimage

Nicolas Sarkozy wollte die bevorstehende Geburt von Datis Tochter Anfang Jänner zuerst zum Anlass nehmen, sich der „schwierigen Rachida" zu entledigen. Doch so einfach ging das nicht in einem Land, wo die hohe Politik gerne einem Bühnendrama gleicht. Denn die Tochter eines Marokkaners und einer Algerierin ist auch eine Symbolfigur für den multikulturellen Flair, den sich der Staatschef 2007 mit seiner „offenen" Regierung geben wollte. „Die Millionen Maghrebiner in den Vorstädten würden nicht verstehen, wenn Sarkozy die Immigrantentochter in die Banlieue-Wüste zurückschickt", kommentierte noch vor wenigen Tagen ein Pariser Blatt. Dati, die sich aus einer vierzehnköpfigen Einwanderfamilie in der Provinz bis in die Pariser Eliten hochgekämpft hat, räumt das Feld auch nicht freiwillig. Das machte sie allein schon klar, als sie nach ihrem Kaiserschnitt weniger als eine Woche aussetzte. Bloß meinten nun auch Feministinnen, Dati schade mit ihrer Blitzrückkehr ins Ministerium der Sache der Mütter.

Klatschpostillen sind ohnehin eingeschnappt, weil Dati den Namen des Vaters partout nicht preisgeben will. Um ihr Luxusimage abzustreifen, ließ Dati einen 13.000 Euro teuren Fingerring an ihrer Hand aus einem Pressefoto wegretouchieren; doch als dies aufkam, musste sie auch dafür noch Kritik einstecken.

Symbolfigur

Dies alles dürfte Sarkozy schließlich doch bewogen haben, seine Symbolfigur fallenzulassen. Und zwar in Raten. Am Samstag beschloss die Sarkozy-Partei UMP, Dati bei den Europawahlen im kommenden Juni auf die Liste im Großraum Paris zu setzen - allerdings lediglich auf Platz zwei, hinter Landwirtschaftsminister Michel Barnier.

Ein klarer Fall von Wegbeförderung also. Mehr noch, eine Desavouierung: Ihren aktuellen Topjob muss Dati im Verlauf der nächsten Wochen aufgeben. „Eine elegante Art, sie aus dem Justizministerium zu entfernen", gab eine anonyme Präsidentschaftsstimme in der Tageszeitung Le Monde zu. (Stefan Brändle aus Paris/DER STANDARD, Printausgabe, 26.1.2009)


Rachida Dati wird ins EU-Parlament wegbefördert. Foto: EPA