Nach dem Mord an einem russischen Anwalt, bei dem auch eine Journalistin ums Leben kam, hat die kreml-kritische Zeitung "Nowaja Gaseta" die Bewaffnung ihrer Reporter verlangt. Der Zeitungsverlag beantrage eine entsprechende Lizenz beim Inlandsgeheimdienst FSB, sagte der "Nowaja Gaseta"-Miteigentümer Alexander Lebedew am Donnerstag in Moskau.

Die Reporterin Anastassija Baburowa (25) und der Menschenrechtsanwalt Stanislaw Markelow (34) waren am Montag durch Schüsse auf offener Straße in Moskau getötet worden. Von dem Täter fehlt weiter jede Spur. Baburowa und Markelow, die beide für "Nowaja Gaseta" gearbeitet hatten, sollen an diesem Freitag beerdigt werden.

Die Zeitung "Nowaja Gaseta" hat bereits mehrere Reporter durch Mordanschläge verloren, unter ihnen auch die 2006 erschossene Journalistin Anna Politkowskaja. "Wenn Sie nicht für unsere Sicherheit sorgen können, sollten Sie den Journalisten das Tragen von Waffen erlauben", sagte der Unternehmer Lebedew laut der Staatsagentur RIA Novosti an die Adresse der russischen Behörden. Markelow und Baburowa waren nach einer Pressekonferenz getötet worden.

Lebedew, der zu Sowjetzeiten selbst beim Geheimdienst gearbeitet und in dieser Woche die Londoner Zeitung "Evening Standard" gekauft hat, betonte, dass der Verlag leider nicht die Sicherheit der russischen Journalisten garantieren könne. Als Präsident der Holding Neue Medien ging Lebedew davon aus, dass der Doppelmord mit der kritischen Arbeit der "Nowaja Gaseta" in Verbindung stehe. Das Blatt geht von einem "politischen Verbrechen" aus. Ermittler sehen in Baburowa dagegen ein "zufälliges Opfer". Die 25-Jährige hatte nach offiziellen Angaben am Montag versucht, Markelows Mörder zu verfolgen. Dabei sei auch sie erschossen worden. (APA/dpa)