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Das ungarische Eisenbahnnetz ist sanierungsbedürftig. Ein von einer Strabag-Tochter geleitetes Konsortium hat den Zuschlag für ein Projekt bekommen, obwohl zwei Mitbieter günstiger gewesen wären.

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Budapest/Wien - Die Strabag sieht sich in Ungarn erneut Vorwürfen ausgesetzt, bei einer Auftragsvergabe sei es nicht mit rechten Dingen zugegangen. Den Fall ins Rollen gebracht haben Berichte über die Umstände, unter denen eine ungarische Tochterfirma der Strabag, die Szentesi Vasútépítok Kft, den Zuschlag für ein 193 Millionen Euro schweres Eisenbahnprojekt erhalten hat.
Konkret geht es um eine im Sommer 2008 gestartete Ausschreibung für die Erneuerung der Eisenbahnstrecke zwischen Tárnok und Székesfehérvár. In dem mit EU-Geldern geförderten Projekt sollen auch Bahnstationen entlang der Strecke erneuert werden. Vier Unternehmen hatten bis zum Ende der Frist im September ein Offert gelegt. Die Strabag erhielt diese Woche den Zuschlag, obwohl zwei Mitbewerber die Sanierung günstiger durchgeführt hätten. Hinzu kommt, dass alle drei Mitbieter wegen Formalfehlern aus dem Verfahren ausgeschlossen wurden, wie das Magazin 168 Ora berichtet.

Ausgeschlossener Mitbieter

Ein Mitbieter soll ausgeschlossen worden sein, weil er eine Fünf-Tage-Frist für die Einreichung fehlender Dokumente versäumt hatte. Die Dokumente mussten allerdings aus dem Ausland beschafft werden, und drei der fünf Tage waren arbeitsfrei.
Das günstigste Anbot habe die ungarische Vegyépszer gelegt, die den Auftrag für 21 Mio. Euro weniger übernommen hätte. Bei Vegyépszer überlegt man wegen der angeblich schiefen Optik, rechtliche Schritte einzuleiten. Offiziell Stellung nehmen will man erst später.
Ein detaillierter Konter kommt von der Strabag, die von einer Skandalisierungskampagne der Konkurrenz spricht. Die Strabag habe das beste Angebot gelegt, man dürfe nicht nur auf das Kostenkriterium achten, sagt Strabag-Ungarn-Sprecher Tibor Feri dem Standard.

Vorhaltungen bereits zuvor

Es ist nicht das erste Mal, dass Anschuldigungen gegen das Unternehmen erhoben werden: Bereits 2006 wurden Vorhaltungen laut, die Strabag habe in Ungarn Parteien finanziert, um an Bauaufträge heranzukommen. Die Strabag wies das stets zurück.
Einer der Mitbieter in dem Fall, der anonym bleiben möchte, zeigt sich im Standard-Gespräch ebenfalls verwundert über den Ausgang des Verfahrens. Das zweitgereihte Anbot sei bedeutend günstiger gewesen, allerdings seien eben auch Formalkriterien einzuhalten.
Bei der nationalen Infrastrukturförderungsgesellschaft (NIF), die die Ausschreibung durchgeführt hat, versteht man die Aufregung nicht. Das Entscheidungskomitee habe einstimmig für die Strabag votiert, eine Wiederholung des Anbotsverfahrens sei aus Kostengründen nicht infrage gekommen.(András Szigetvari, DER STANDARD; Print-Ausgabe, 23.1.200)