Bild nicht mehr verfügbar.

Schweine gelten als geeignete Kandidaten für die Organspende. Genetische Veränderungen sollen sie dem Menschen noch ähnlicher machen.

Foto: Christopher Furlong/Getty Images

München - Einem internationalen Forscherteam um Elisabeth Weiss und Eckhard Wolf von der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) ist es gelungen, Schweine ein Stück menschenähnlicher zu machen. Damit wollen die Wissenschafter aus den Tieren für den Menschen geeignete Organspender zu machen.

Die genetische Veränderung bewirkte, dass die Zellen der Schweine vor den Angriffen durch das menschliche Immunsystem geschützt sind. Wegen der Gewebe-Ähnlichkeiten gelten Schweine unter den tierischen Spendern als die am besten geeigneten Kandidaten. In Zukunft könnte der herrschende Mangel an Spenderorganen damit kompensiert werden, hoffen die Forscher.

"Das menschliche Immunsystem soll den Organismus vor Eindringlingen schützen. Aus diesem Grund wird transplantiertes Gewebe meist bis zur vollständigen Zerstörung attackiert", so Wolf vom Genzentrum der LMU. Vor allem nach einer Xenotransplantation, also der Übertragung artfremden Gewebes, kommt es zu einer überschießenden Reaktion der Körperabwehr. In erster Linie sind es die natürlichen Killerzellen, die körperfremde oder auch infizierte Zellen schnell und effizient eliminieren.

Wichtiger Teilschritt

"Es ist uns nun gelungen, einen Teil dieser Abwehrreaktion zu blockieren. Das bedeutet, dass das transplanierte Gewebe jetzt von den natürlichen Killerzellen nicht mehr attackiert wird." Doch das reiche noch nicht, meint der Forscher. "Aber es ist ein wichtiger Teilschritt."

Gesunde körpereigene Zellen tragen sogenannte MHC Klasse-I-Moleküle an ihrer Oberfläche, die wiederum an hemmende Rezeptoren der natürlichen Killerzellen binden. "Eine Aktivierung der Abwehrzellen wird in Folge davon verhindert und die gesunden Körperzellen werden nicht angegriffen." An der Oberfläche von Schweinezellen befinden sich ebenfalls MHC Klasse-I-Moleküle, die aufgrund ihrer unterschiedlichen Molekülstruktur aber nicht an die hemmenden menschlichen natürlichen Killerzellen-Rezeptoren binden können und in Folge davon zerstört werden."

Schweine mit menschlichen Merkmalen

Die genetisch veränderten Schweine tragen an der Oberfläche ihrer Körperzellen das menschliche MHC Klasse-I-Molekül und werden daher nicht mehr attackiert. "Untersuchungen haben gezeigt, dass die genetisch veränderten Zellen zum größten Teil unversehrt geblieben sind, normale Schweinezellen bei diesem Experiment dagegen fast vollständig zerstört wurden."

"Weltweit arbeiten zahlreiche Forschergruppen daran, Schweine durch gezielte Veränderungen im Erbgut als Organspender geeignet zu machen", so Wolf, der erklärt, dass das erste Gewebe, das transplantiert wird, die Inseln aus der Bauchspeicheldrüse sein werden. Das habe mehrere Gründe: "Einer davon ist, dass bei einer Abstoßung der Mensch nicht gleich stirbt und dass dieses Organ nicht so stark von Blutgefäßen durchzogen ist wie etwa ein Herz oder eine Niere." Eine einzige gentechnische Veränderung werde nicht ausreichend sein, Schweineorgane für den Menschen brauchbar zu machen.

Eine aktuelle Auswertung der Deutschen Stiftung Organtransplantation hat deutlich gemacht, dass immer weniger Menschen im Todesfall ihre Organe spenden. Allein im Vorjahr sind in Deutschland 1.000 Patienten auf der Warteliste gestorben, etwa 12.000 Menschen warten derzeit noch auf ein Organ. (pte/red)