Wien - Erich Z. kam am 12. Juni vergangenen Jahres aus Schweden wieder in Wien an. Als er seine Wohnung betrat, fand der 45-Jährige sie vollkommen verändert und aufgeräumt vor. Vor allem aber habe ihm ein für ihn völlig fremder Mann die Türe geöffnet. Er wollte, dass dieser Man geht, es habe einen Streit gegeben, berichtet Erich Z. am Dienstag im Wiener Landesgericht. Dann habe er den Fremden noch draußen auf den Balkon gesehen.

Später sei der Mann aber im Zimmer auf dem Boden gelegen, "ohne dass er durch die Türe gegangen wäre". Für Erich Z. ist das "ein Beweis, dass es Außerirdische mit Flugschiffen gibt". Mehr noch: Der Mann sei ein "außerirdischer Klon" gewesen, der in Z.s Wohnung "mehr Platz für seine außerirdischen Klone schaffen" wollte.

Erich Z. leidet an einer "chronisch paranoiden Form einer schizophrenen Erkrankung", wie Staatsanwältin Katrin Bauer erläutert. Der "Klon" in seiner Wohnung war in Wirklichkeit der 84-jährige Vater von Erich Z. Er hat diesen Abend des 12. Juni fast nicht überlebt. Vor Gericht schildert er seine Erinnerungen an die Vorfälle.

Der geistig verwirrte Sohn war im Frühjahr 2008 wieder einmal verschwunden. Am 11. Juni hatte Kurt Z. dann einen Anruf von der österreichischen Botschaft in Schweden erhalten: Man habe Erich Z. gefunden, er werde am nächsten Tag nach Wien fliegen.

Kurt Z. gibt an, er habe sofort sowohl die Botschaft als auch das Außenministerium gewarnt, dass sein Sohn gefährlich sei: Denn er habe seit Monaten seine "Schutzinjektionen" verweigert. Kurt Z. schlug vor, man solle seinen Sohn nach der Landung sofort in die Psychiatrie auf der Baumgartner Höhe bringen.

Am Abend des 12. Juni hatte Kurt Z. in der Wohnung seines Sohnes aufgeräumt. Hunderte mit Wasser gefüllte Plastikflaschen habe er bereits abtransportieren lassen, auch 20 Kilo Speisesalz, die am Boden verstreut waren.

Vor der Tür randaliert

Doch Erich war nicht in die Psychiatrie gebracht worden - auf einmal "hat er vor der Tür randaliert", erinnert sich der Vater. Er habe ihn eingelassen - und wenig später sei sein Sohn aggressiv geworden. Viermal habe er ihn zu Boden gestoßen, ständig mit den Füßen auf ihn eingetreten und gedroht: "Jetzt brech' ich dir die Arme."

Danach habe er ihn auf den Balkon gezerrt, ihn dort mit Blumentöpfen beworfen - dann habe er ihn in die Höhe gezerrt und versucht, ihn vom dritten Stock in die Tiefe zu stürzen. Kurt Z. konnte sich im letzten Moment befreien, "woher ich die Kräfte hatte, ist mir bis heute ein Rätsel".

Dann habe Erich zu dem 30 Zentimeter langen Messer gegriffen, das er an einer Kette um den Hals hängen hatte: "Und jetzt stech' ich dich ab", habe er geschrien. Er verletzte ihn am Daumen, stach ihm in die Brust. Die Nachbarn darunter hörten die Schreie, sahen, wie von oben Blut heruntertropfte und alarmierten die Polizei.

Psychiater Heinz Pfolz erklärt, der 45-Jährige habe zum Tatzeitpunkt eine "wahnhafte Beeinträchtigung" gehabt und erstellte eine "ungünstige Prognose". Erich Z. wird vom Geschworenengericht in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher eingewiesen. (Roman David-Freihsl, DER STANDARD - Printausgabe, 21. Jänner 2009)