Hoffnungen auf Geschäftserfolge innerhalb von "Second Life" wurden bisher eher enttäuscht.

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Es gibt viele Argumente, die gegen "Second Life" sprechen. Die virtuelle 3-D-Umgebung, ein Paralleluniversum aus Alltag, Studium und Wirtschaft und einem Avatar als Alter Ego, konnte sich nie wirklich etablieren. Die Ernüchterung über nicht erzielte Umsätze ist groß, die Kritik an der schlechten Grafik war immer schon laut hörbar. René König vom Institut für Technikfolgenabschätzung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften glaubt dennoch nicht ganz an das Ende virtueller Welten wie "Second Life". Zumindest in der Wissenschaftskommunikation: "Für Forscher macht es Sinn, virtuelle 3-D-Welten zu nutzen, eben weil sie zeitgleiche ortsungebundene Arbeit an 3-D-Objekten ermöglichen."

König hat einen Report über die Nutzung von "Second Life" durch Wissenschaft und Forschung erstellt - als Teilbericht eines groß angelegten Projekts über interaktive Wissenschaftskommunikation namens "Interactive Science" , das eine Gruppe von Wissenschaftern aus Deutschland und Österreich um die Justus-Liebig-Universität Gießen mit dem Geld der VW-Stiftung umsetzt. König: "'Second Life' hat vor allem technische Defizite, weshalb es derzeit noch eher unattraktiv bleibt. Wenn man es schafft, Grafiken besser zu gestalten, kann das Ganze auch schnell wieder spannend werden."

Für König liegt auf der Hand, dass vor allem Unis in der Blütezeit von "Second Life" den Weg in die virtuelle Abbildung der Realität gegangen sind - und bis heute gehen, um Lehrveranstaltungen abzuwickeln, in zweiter Linie auch, um Forschung zu betreiben. Nicht nur US-Hochschulen wie Harvard seien darunter. In Österreich wurde für das Dissertationsprojekt "Avatar bases Innovation" an der Uni Innsbruck eine "Second Life"-Plattform entwickelt. An der TU Wien wurde die Plattform Reel (Research Exhibition & Experience Landscape) gegründet, um E-Tourismus-Forschung in der virtuellen Welt darzustellen. User konnten in diesem virtuellen Labor mitmachen.

Technikfolgenabschätzer König sieht darin allein noch keine Bestätigung für den Erfolg von "Second Life" in der Wissenschaft. "Es gibt kaum Daten über die Nutzung solcher Angebote." Die Uni Innsbruck macht da eine Ausnahme und veröffentlicht Besucherzahlen. Auf die Plattform, die einen Boom von "Second Life" ermöglicht, wird man noch warten müssen. (Peter Illetschko, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 21. Jänner 2009)