Wien - Die Finanzkrise zieht immer weitere Kreise und hat inzwischen auch Unternehmen aus der Energiebranche erfasst. Nach einer aktuellen Studie des Beratungsunternehmens PriceWaterhouseCoopers (PwC) ist die Zahl der Firmenübernahme in der Energielandschaft 2008 zwar um knapp ein Viertel gestiegen, gleichzeitig ist aber das Volumen um mehr als 40 Prozent gesunken.

"Die Kreditklemme, die wir seit 2007 beobachten, hat die Konsolidierung in der Branche eindeutig gebremst", sagte Bernhard Haider, Partner von PwC in Österreich, dem STANDARD. So schnell sei auch mit keiner Erholung zu rechnen. "Wir gehen davon aus, dass Übernahmefantasien bis 2010 hinein eher auf Sparflamme gehalten werden," sagte Haider. Grund: fehlende Finanzierungen.
Dabei gebe es genug Pläne, die Konsolidierung in der Branche voranzutreiben. Insbesondere Energieversorger aus Europa hätten sehr konkrete Pläne für Übernahmen in Russland, aber auch im asiatischen Raum - insbesondere in China - sowie in Lateinamerika in der Schublade.

Weniger Megadeals

2006 und 2007 waren Rekordjahre, was den Wert der Energie-Mergers betrifft. 2008 ging der Gesamtwert der Deals um 41 Prozent von 372, 5 Mrd. auf 220 Mrd. US-Dollar (170 Mrd. Euro) zurück. "Es haben die Megadeals gefehlt", sagte Haider. Wurden 2007 noch 54 Transaktionen mit einem Wert von mehr als einer Mrd. Dollar gezählt, waren es im Vorjahr nur mehr 40.

Am aktivsten war der französische Stromkonzern EdF, der 2008 sieben Deals mit einem Gesamtwert von 30,9 Mrd. Dollar realisiert hat. Mit jeweils sechs Transaktionen folgten die Schweizer Atel Holding (5,5 Mrd. Dollar) und die russische Gasprom (1,2 Mrd. Dollar). Bereits an vierter Stelle rangiert die Deutsche Bank, die über ihren Infrastrukturfonds sieben Deals in einem Gesamtwert von 568 Mio. Dollar abschloss.

Größter Deal in Österreich war im Berichtsjahr der Einstieg der Tiwag bei der Energie AG Oberösterreich. (stro, DER STANDARD, Printausgabe, 21.1.2009)