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Robert Nardelli, Chrysler-Chef,...

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 ...traf sich in seinen Zukunftsansichten mit jenen von Sergio Marchionne, Fiat-Boss.

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Überraschung in der Autowelt: Fiat und Chrysler gehen eine Partnerschaft ein. Beide haben mit "Autoehen" schlechte Erfahrung. Geld soll keines fließen, Technik und Vertriebsmacht sind die Fusionswährungen.

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Detroit/Mailand/Paris/Wien - Gerade 17 Monate lang war der notorisch Verluste schreibende US-Autobauer Chrysler ein eigenständiges Unternehmen: Die neunjährige "Ehe" mit der deutschen Daimler AG war im August 2007 gescheitert, es übernahm der US-Finanzkonzern Cerberus (auch Bawag-PSK-Eigner) die Mehrheit. Wegen der anhaltenden Finanzkrise baute der Höllenhund aber nicht lange Autos. Jetzt will der italienische Autokonzern Fiat bei Chrysler die Führung und Aktienmehrheit übernehmen, eine entsprechende Vereinbarung wurde am Dienstag unterzeichnet.

Fiat (mit den Marken Fiat, Alfa-Romeo, Lancia, Maserati und Ferrari) will sich demnach vorerst mit 35 Prozent an Chrysler (Marken: Chrysler, Jeep, Dodge, Global Electric) beteiligen. 20 Prozent am US-Konzern hält noch Daimler, der diese Anteile so schnell wie möglich verkaufen will. Nur drei Jahre nachdem Fiat aus der Kooperation mit General Motors ausgestiegen ist, riskieren die Turiner also einen neuerlichen Sprung nach Übersee. Die Nahezu-Pleite-Firma Chrysler hat von der (alten) US-Regierung Milliardenkredite als Unterstützung zugesichert bekommen. Die US-Autoarbeitergewerkschaft, der eine Schlüsselrolle bei künftigen Sanierungsschritten zukommt, begrüßte den Deal.

"Wir können das Engagement jederzeit ausbauen", sagte dazu John Elkann, Vice-President und Großaktionär des Turiner Autokonzerns. Fiat wird kein Bargeld fließen lassen, sondern Know-how bieten. Chrysler wird Fiat hingegen bei dem seit Jahren geplanten Einstieg am US-Markt behilflich sein - zunächst mit dem Fiat-Kleinwagen Cinquecento und der Marke Alfa Romeo über das Chrysler-Händlernetz in den USA. Fiat gewährt den Amerikanern Zugang zu technischen Plattformen, Motoren und Getrieben des Kleinwagen- und Kompaktsegments und will künftig auch Chrysler-Fahrzeuge in Europa vertreiben.

Mit dem Einstieg bei Chrysler hat Fiat die angekündigte Strategieänderung vollzogen. Im Herbst 2008 ließ Fiat-Chef Sergio Marchionne wissen, dass er einen Partner benötige, um überleben zu können. Bisher hatte sich Fiat durch Spartenallianzen saniert. Unter anderem wurde mit der Autotochter des russischen Unternehmens Severstal Fid, mit dem chinesischen Autobauer Chery und der indischen Tata kooperiert. Ab März wird auch die Produktion von Punto-Modellen in der serbischen Zastava-Autofabrik aufgenommen. Ab 2011 sollen dort zwei Millionen Stück jährlich vom Band rollen. Erst ab einer Produktion von sechs Mio. Fahrzeugen sei ein Autokonzern überlebensfähig, so Marchionnes Credo. 2007 produzierte Chrysler 2,7 Mio., Fiat 2,2 Mio. Pkws.

Milliardenstützungen

Die französische Regierung hat am Dienstag vor einem "Auto-Gipfel" in Paris indessen angekündigt, die Branche mit bis zu sechs Mrd. Euro stützen zu wollen. Renault- Konzernchef Carlos Ghosn, auch Präsident der europäischen Vereinigung der Automobilhersteller, rief die Politik dazu auf, Hilfspläne für die Branche innerhalb der EUabzustimmen. (tkb, szem, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 21.1.1.2009)