Graz  - Die positive Bedeutung von Triglyzeriden für das Zellwachstum haben jüngst Biowissenschafter der Universität Graz nachgewiesen. Der Arbeitsgruppe um Sepp-Dieter Kohlwein gelang erstmals der Nachweis, dass die Spaltung dieser Fette für das geordnete, optimale Wachstum und die Vermehrung von Zellen eine wesentliche Rolle spielt.

Fett wichtig für Zellzyklus

Angesichts der modernen Zivilisationskrankheiten ist Fett in Verruf geraten. Die Grazer Biowissenschafter konnten nun aber zeigen, dass Null Prozent Fett nicht immer und überall von Vorteil ist: Fehlt es beispielsweise an ausreichend Triglyzeriden oder ist deren Abbau beeinträchtigt, so wird der Zellzyklus drastisch verlangsamt. Die Forschungsergebnisse wurden in der aktuellen Ausgabe des renommierten Wissenschaftsmagazins "Molecular Cell" veröffentlicht.

"Offensichtlich ist die Verfügbarkeit und Spaltung von Triglyzeriden zu bestimmten Zeiten im Zellzyklus notwendig, um Abbauprodukte für das rasche Wachstum von Zellen bereitzustellen", vermutet Biochemiker Sepp-Dieter Kohlwein vom Zentrum für Molekulare Biowissenschaften der Universität Graz. "Fehlt diese spezifische Fettspaltung, wird der Zellzyklus deutlich verzögert, was für den Organismus einen großen Nachteil darstellt", so Kohlwein. Störungen im zellulären Steuerungsprogramm können zu unkontrolliertem Zellwachstum führen - einer Ursache vieler Krebserkrankungen.

Hefezellen für Untersuchung

Als Modell für ihre Untersuchungen dienten der Grazer Arbeitsgruppe Hefezellen. Aufgrund der großen strukturellen und funktionellen Ähnlichkeit der zellulären Prozesse im Modellsystem Hefe und jener in anderen Lebewesen seien die Ergebnisse auch auf den Menschen übertragbar, heißt es. Die Arbeiten, die zu den jüngsten Erkenntnissen wurden vom Großprojekt GOLD im Rahmen des vom Wissenschaftsministerium finanzierten Genomforschungsprogramms GEN-AU, dem Wissenschaftsfonds FWF gefördert.

Kohlwein widmet sich mit seiner Arbeitsgruppe seit vielen Jahren erfolgreich der Erforschung von Fettstoffwechselerkrankungen im Modellsystem Hefe. Die Anwendung biochemischer und genomischer Technologien sowie die Entwicklung neuartiger mikroskopischer Methoden brachten den Wissenschaftern der Uni Graz international eine Spitzenstellung ein. (APA)