Das "Experience Center" der US Army im Franklin-Mills-Shopping-Center

Foto: thearmyexperience.com

Das US-Militär erprobt derzeit eine neue Rekrutierungsstrategie. Um für frischen Soldatennachwuchs zu sorgen, hat die Armeeführung rund zwölf Mio. Dollar investiert und ein sogenanntes "US Army Experience Center" im Franklin-Mills-Shopping-Center in Philadelphia aus dem Boden gestampft. Wie Cnet berichtet, soll der herkömmliche Anwerbungsprozess, der bislang von speziell für diese Zwecke geschultem Armeepersonal erledigt worden ist, dadurch besser auf die aktuellen Bedürfnisse und Interessen der jungen Menschen angepasst werden. Im Armeezentrum erwarten Interessierte daher insgesamt 60 Computer und 19 Xbox-360-Geräte, die mit militärischen Videospielen vollgepackt sind. Im Hintergrund laufen bei lauter Rockmusik auf mehreren großflächigen Leinwänden Informationsvideos der Streitkräfte, die dem Nachwuchs einen Einblick in die Aufgaben und den Alltag von Armeesoldaten geben sollen.

Einseitiges Bild des militärischen Alltags

 

Die Nutzung des Internets zur Rekrutierung entspricht zwar dem Stand der Technik, so Oberstleutnant i.G. Thomas Overhage, Sprecher des Verteidigungsministeriums für die Angelegenheiten der Streitkräftebasis. "Handywerbung und der Einsatz von Videospielen, wie dies die US Army derzeit bereits nutzt, gibt es bei der Bundeswehr aber nicht. Wir legen Wert auf eine individuelle Ansprache, damit Chancen und Pflichten, die mit dem freiwilligen militärischen Dienst verbunden sind, umfassend und authentisch dargestellt werden", betont Overhage. Videospiele würden diesem Anspruch nicht Stand halten können. "Videospiele vermitteln ein zu einseitiges Bild des militärischen Alltags."

Schnuppertage statt Games

Ganz ähnlich sieht man dies auch beim Österreichischen Bundesheer. "Das Job-Angebot des Bundesheeres wird mit unterschiedlichen Instrumentarien in zielgerichteter und fairer Weise an Interessenten herangetragen. Dabei werden alle Mittel der modernen Kommunikation angewendet, wobei es das Ziel ist, den persönlichen Kontakt mit den Menschen zu suchen", erläutert Oberst Michael Bauer vom Bundesministerium für Landesverteidigung. Der Einsatz neuer Technologien wie Handys oder Videospiele im Rahmen von Rekrutierungsmaßnahmen finde bisher nicht statt. "Soweit Videospiele aus dem Internet bekannt sind, stellen diese kein reales Bild des Soldatenalltags dar. Das Österreichische Bundesheer setzt stattdessen auf Beratungsgespräche und Vorbereitungsmaßnahmen wie Schnuppertage, die Interessenten den Soldatenalltag in der Kaserne hautnah erleben lassen", so Bauer abschließend. (pte)