Auch der Wiener Westbahnhof wird gerade umgebaut.

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Wien - Schienenersatzverkehr, Verspätung und Gleisbauarbeiten werden heuer wohl zu häufig verwendeten Vokabeln in Österreichs Bahnverkehr. Das wird auch in den nächsten Jahren so bleiben, denn mit Rekordinvestitionen im Volumen von mehr als 1,8 Milliarden Euro heuer wird das Schienennetz der ÖBB in eine gigantische Großbaustelle verwandelt.

Hinzu kommt das Konjunkturpaket, das bis 2012 weitere 700 Millionen Euro an Investitionen in Bahninfrastruktur vorsieht. Davon dürfte heuer zwar nicht viel mehr als ein niedriger dreistelliger Millionen Euro fließen - weil die Vorziehprojekte ja erst im Planungsstadium sind -, es sorgt aber dafür, dass der Strom an Baustellen nicht abreißt. Das Mega-Bauprogramm enthält Großprojekte wie die Bahnhöfe Wien-Mitte, Salzburg und Hauptbahnhof Wien ebenso wie dringend notwendige Erhaltungsarbeiten an Gleisen und Tunnels.

"Schlaglochstrecke" Tauernklappe

Für Letztere wendet die ÖBB-Infrastruktur-Betrieb-AG heuer 500 Millionen Euro auf, das Milliarden-Bauprogramm hingegen geht auf Rechnung der ÖBB-Infrastruktur-Bau-AG. Aus welchem Titel auch immer gezahlt wird: Die Nerven der Bahnkundschaft werden ob massiver Verkehrseinschränkungen mit Sicherheit arg strapaziert: In Wien-Liesing sind es Weichenarbeiten, in Wien-Penzing wird der Personenverkehr-Tunnel eingleisig geführt, weil er bei laufendem Betrieb nicht sanierbar ist, und in Tulln wird die Donaubrücke ab März komplett gesperrt.

Zu den massivsten der insgesamt 1500 pro Jahr anstehenden Sanierungsmaßnahmen gehören zweifellos die Ennstalsperre im Mai und Juni (zwischen Bischofshofen und Schladming müssen sechs Brücken, Gleiskörper und Oberleitungen modernisiert werden) und die Tauernklappe. Letztere ist laut ÖBB-Infra-Bau-Vorstandsdirektor Andreas Matthä "eine Schlaglochstrecke" , die nur im Schneckentempo befahrbar sei.

ÖBB-Personenverkehr-Chefin Gabriele Lutter wirbt um Verständnis: "Wir investieren so viel wie noch nie, und wir wissen, dass die nächsten drei Jahre der Härtetest werden. Aber dann wird es besser und wir haben mehr Schienenkapazitäten für den Nahverkehr. Ende 2012 wird auch der neue Zug Railjet die versprochenen 230 km/h fahren können. Auf der Westbahn werden jährlich 30 Millionen Passagiere transportiert.

"Keine Verstimmung"

"Nicht einmal den Funken einer Verstimmung" zwischen ÖBB-Güterverkehr RCA und ihrer Ungarn-Tochter Máv-Cargo kann hingegen RCA-Chef Friedrich Macher erkennen. Den Standard-Bericht, wonach Máv-Cargo mit einem RCA-Darlehen bei der ÖBB-Tocher Industriewaggon 20 Loks und 50 Waggons kauft und sie umgehend an die ÖBB zurückverleast, widersprach Macher dem Grunde nach nicht. Er betont aber, dass die Ungarn über das Material disponieren könnten und wirtschaftlicher Eigentümer seien, was die Máv-Cargo gegenüber ihrer ehemaligen Mutter Máv vergrößere. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 17./18.1.2009)