An der Theke nebeneinander zwei stark alkoholisierte Männer Mitte dreißig, die einander flüchtig zu kennen scheinen. Sie haben Weißweingläser vor sich und sprechen schwer verständlich, ohne einander anzusehen.
DER ERSTE: Probleme?
DER ZWEITE: Das kannst laut sagen.
DER ERSTE: Weiber?
DER ZWEITE: Weiber.
DER ERSTE: Seltsame Rass' ... Nicht zum verstehen ... Dass man sich immer wieder einlasst mit ihnen ...
DER ZWEITE: Fesch sind s' halt ...
DER ERSTE: Fesch sind s', das is' wahr ... Die Meinige, wenn ich denk' ... Eine Ex-Miss-Landstraße!
DER ZWEITE: Na, dann ... Brauchst gar nicht probieren verstehen ...
DER ERSTE: Kennst du s'?
DER ZWEITE (schüttelt den Kopf)
DER ERSTE: Komm einmal vorbei, dann stell' ich s' dir vor.
DER ZWEITE: Das mach' ich schon selber.
DER ERSTE: Was?
DER ZWEITE: Sie mir vorstellen.
DER ERSTE: Nein, ich mein', du sollst kommen, dann mach' ich euch bekannt.
DER ZWEITE: Ja ja ... Im Internet ... Die Tricks kenn' ich ... Aber nicht mit mir.
DER ERSTE: Na, dann halt nicht, Schl...-Schlei...
DER ZWEITE: Ja, schleich dich.
DER ERSTE: Schleimauer.
DER ZWEITE: Ich bin kein Freimaurer.
DER ERSTE: Ich wollt' sagen: Schlaumeier.
DER ZWEITE: Kein Freimaurer.
DER ERSTE (resigniert trinkend): Mit dir is' ja nicht zum reden.
(Er zieht seinen Mantel an.
Zum Kellner, auf den Zweiten weisend:) Der Herr da möcht' noch ein Achtel Wein haben.
KELLNER (lallend): Wem soll ich eine Tachtel reinhaun?
DER ERSTE (legt einen Geldschein auf die Theke und wendet sich zum Gehen. Zu sich): Es gibt echt Tage, wo alle alles missverstehen ...
DER ZWEITE (bitter in sich hineinlachend): Miss verstehen, ja ... Trottel ... Gar nicht probieren ... (Vorhang)
(DER STANDARD, Print-Ausgabe, 17./18.1.2009)