Belgrad - Der Belgrader Schriftsteller und Journalist Ivan Ivanji wurde mit dem Österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse ausgezeichnet. Die Auszeichnung wurde dem 1929 in Veliki Beckerek/Groß-Betschkerk in der Vojvodina geborenen Schriftsteller am Mittwochnachmittag in der österreichischen Botschaft in Belgrad überreicht.

In seiner Laudatio würdigte der österreichische Botschafter Clemens Koja die Verdienste des Ausgezeichneten um die Intensivierung der Beziehungen zu Wien. Mit seinen zahlreichen Büchern habe Ivanji wesentlich zum gegenseitigen Verständnis zwischen den Völkern und zur Schaffung eines mitteleuropäischen Selbstverständnisses der Menschen aus dieser Region, unabhängig von ihrem sprachlichen, ethnischen oder religiösen Hintergrund beigetragen. Aufgrund der am eigenen Leib erlebten Geschichte sei es ihm auch möglich gewesen, das Schicksal der jüdischen Bürger dieser Länder während des Holocausts in realistischer und berührender Weise zu schildern, sagte der österreichische Botschafter.

Ivanji, der 1942 in Novi Sad selbst Augenzeuge von Massakern wurde, kam als 15-Jähriger in das KZ-Lager Auschwitz und wurde erst bei Kriegsende aus dem Konzentrationslager Buchenwald befreit. Er studierte Architektur und Germanistik und war daraufhin in Belgrad als Lehrer, Theaterintendant, aber auch Dolmetscher für den damaligen jugoslawischen Staatschef Josip Broz Tito tätig. Diese Zeit beschrieb Ivanji in seinen Erinnerungen unter dem Titel "Titos Dolmetscher".

Mehrere Romane Ivanjis - darunter "Kaiser Diokletian", "Der Tod auf dem Drachenfels", "Kaiser Konstantin", "Der Aschenmensch von Buchenwald", "Die Tänzerin und der Krieg" - wurden auf Deutsch übersetzt. Zuletzt war im Vorjahr beim Picus-Verlag sein autobiografisches Buch "Geister aus einer kleinen Stadt" erschienen. (APA)