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In Sofia kam es am Mittwoch bei Anti-Regierungs-Demos zu schweren Ausschreitungen. Die Gaskrise facht die regierungskritischen Kundgebungen an.

Foto: Reuters/Oleg Popov

In Bulgarien ist die Gaskrise längst zu einer Regierungskrise geworden. Während einer Demonstration gegen das Kabinett von Sergej Stanischew ist es am Mittwoch in Sofia zu zum Teil schweren Ausschreitungen gekommen.

Die Protestteilnehmer warfen Schneebälle und leere Flaschen auf das Parlamentsgebäude und gegen Sicherheitskräfte. Zudem versuchten sie, die Absperrungen zu entfernen. Die Polizei hielt die Menge mit Schlagstöcken vom Parlament fern.

Etwa 53 Teilnehmer der Anti-Regierungs-Demonstration wurden nach offiziellen Angaben festgenommen. Mehrere von ihnen sollen Sprengsätze bei sich getragen haben, teilte die Polizei mit. Bei den Ausschreitungen wurden mehrere Polizisten verletzt, sagte Sofias Hauptkommissar Pawlin Dimitrow. "Es gab einen schweren Verstoß gegen die öffentliche Ordnung". Auch ein Demonstrant wurde laut Polizeiangaben verletzt.

Vor dem Parlamentsgebäude hatten sich etwa 2000 Demonstranten versammelt, um den Rücktritt von Stanischew zu fordern. Dazu hatte ein Initiativkomitee im Internet aufgerufen. "Wir haben genug davon, im korruptesten und ärmsten Land der EU zu leben", hieß es im Aufruf zur Demonstration. Viele Demonstranten schrieen "Mafia" in Richtung des Parlamentsgebäudes. Bis einige Demo-Teilnehmer versuchten, das Parlamentsgebäude zu stürmen, verlief der Protest aber friedlich.

Hinter den Demonstrationen standen Gruppen, die schon vor der Gaskrise organisiert waren. Dazu gehören Studenten, Grüne, Bauern und Exekutivbeamte. Die Demonstrationen wurden aber auch von rechten Gruppierungen unter dem Motto "Jetzt wollen wir saubermachen" unterstützt und sogar einige Fußball-Hooligans sollen dabei gewesen sein.

Die Demonstration am Mittwoch war eigentlich bereits seit langem geplant. Aber durch die Gaskrise ist die Unzufriedenheit der Menschen mit der Regierung weiter gestiegen. Hunderttausende Menschen im Land frieren bereits seit Tagen. Neben dem Protest gegen den Gasmangel forderten die Menschen auch eine größere Teilhabe der Zivilgesellschaft an den politischen Prozessen. Nach Umfragen fordern rund 70 Prozent der Bulgaren den Rücktritt der Regierung, rund 75 Prozent sind mit der Arbeit des Parlaments unzufrieden.

Die Regierung in Sofia ist auch wegen der Ereignisse vom Jänner 1997 verunsichert. Damals wurde die sozialistische Regierung Jan Videnovs mitten in der damaligen Wirtschaftskrise durch Massendemonstrationen gestürzt. (red, Reuters)