Sie geben ihren Rindern Bier zu trinken und massieren sie liebevoll, um deren Fleisch superzart zu machen. Nun könnte Japans Jagd nach dem höchsten Genuss uns womöglich die Wiedergeburt ausgestorbener Säugetiere bescheren.

Japanische Forscher des Gifu Prefectural Livestock Research Institute und der Kinki-Universität haben nämlich aus den seit 13 Jahren tiefgefrorenen Hoden von Yasufuku (1980-1993) Klone gezüchtet. Und Yasufuku war nicht irgendein Rind, sondern Vater der von Gourmets hochgelobten Hida-Rinderzucht. Zu Lebzeiten zeugte der Prachtbulle 40.000 Schlacht- und nun posthum vier Klonkälber, von denen drei überlebten.

Ein Durchbruch, jubelten die Forscher im US-Wissenschaftsmagazin "PloS ONE" (Bd. 4, Nr. 1): Sie hätten damit bewiesen, dass es möglich sei, aus lange Zeit ungeschützt tiefgefrorenen Körperzellen lebensfähige Klone zu gewinnen. Bislang dachte man nämlich, dass Erbinformation durch langjährige Tiefkühlung für die Reproduktion unbrauchbar würde.

Flugs dachten die Genetiker weiter und weckten sogar Hoffnungen, dass nun auch Mammuts wiedererweckt werden könnten. Das ist im Fall der zotteligen Rüsseltiere zwar eher unwahrscheinlich, wie kürzlich auch das Fachmagazin "New Scientist" meinte.

Dort hat man Anfang des Jahres eine Liste mit ausgestorbenen Säugetieren veröffentlicht, die in Zukunft wieder ins Leben zurückgebracht werden könnten. Darunter der Säbelzahntiger, der Neandertaler oder das Wollnashorn, dem die größten Chancen zugestanden wurden.

Bloß: Die Voraussetzungen bei Yasufuku waren natürlich sehr viel günstiger als bei den Wiederzuerweckenden: Zwölf Stunden nach dem Tod des Bullen wurden seine Hoden in Alufolie eingeschlagen und bei minus 80 Grad im Kühlschrank deponiert. Erst vor drei Jahren bettete man die Reliquie in flüssigen Stickstoff um.

Ab 2007 machte man sich daran, mit dem Erbgut Klonierungsversuche anzustellen. Um die Gentechnik-skeptischen Japaner nicht zu verschrecken, geloben die Forscher, Yasufukus Kopien nicht direkt zu Zuchtzwecken zu verwenden. Vielmehr wolle man nur die DNA untersuchen, um besser zu verstehen, warum das Fleisch des Hida-Rindes so gut schmeckt. (Martin Koelling aus Tokio/DER STANDARD, Printausgabe, 15. 1. 2009)