London/Washington - US-Notenbankchef Ben Bernanke hat sich am Dienstag erstmals ausdrücklich für das vom künftigen Präsidenten Barack Obama geplante Konjunkturpaket ausgesprochen. Dies werde die strauchelnde Wirtschaft bedeutend ankurbeln. Gleichzeitig warnte Bernanke, dass eine konjunkturelle Erholung nur möglich sei, wenn weitere Schritte zur Stabilisierung des Finanzsystems unternommen würden.

"Internationale Zusammenarbeit ist dafür unerlässlich", sagte Bernanke in einem Vortrag an der London School of Economics. "Es ist eine deutliche Lehre der jüngsten Vergangenheit, dass die Welt zu sehr vernetzt ist, als dass einzelne Länder in der Wirtschafts- und Finanzpolitik sowie bei Regulierungen alleine handeln könnten", sagte Bernanke weiter.

Das von Obama geplante Konjunkturpaket im Umfang von rund 800 Mrd. Dollar (603 Mrd. Euro) wird nach Ansicht des Notenbankpräsidenten nicht ausreichen, um die US-Konjunktur wieder auf Erfolgskurs zu bringen. "Meiner Ansicht nach können fiskalpolitische Initiativen alleine keine nachhaltige Erholung bringen - es sei denn, sie werden von entschlossenen Maßnahmen begleitet, die das Finanzsystem weiter stabilisieren." Die Wirtschaft könne ohne funktionierendes Finanzsystem nicht wachsen.

Hilfspakete

Die Notenbank Fed hat bereits verschiedene Milliardenprogramme zur Stabilisierung des Finanzsystems aufgelegt, das Finanzministerium verwaltet zudem das 700 Mrd. Dollar schwere Rettungspaket für die Finanzwirtschaft. Um den Geldverleih wieder in Fahrt zu bringen, könnten noch mehr Kapitalspritzen und Staatsgarantien nötig werden, warnte Bernanke. Möglicherweise könnte der Staat faule Kredite aufkaufen, auch die Einrichtung sogenannter Bad Banks sei eine Möglichkeit - beides würde den Effekt haben, die Bilanzen der Banken zu bereinigen und einen Neuanfang zu ermöglichen.

Das US-Handelsdefizit ist im November auf den niedrigsten Stand seit fünf Jahren gesunken. Grund dafür war die rezessionsbedingt um einen Rekordwert gesunkene Nachfrage nach Erdöl, erklärte das Handelsministerium am Dienstag in Washington. Außerdem gingen auch die Importe aus China um den größten bisher registrierten Wert zurück.

Den Angaben zufolge sank das Handelsdefizit auf 40,4 Mrd. Dollar, 28,7 Prozent weniger als im Oktober. In den ersten elf Monaten lag das Handelsbilanzdefizit der USA bei 688,2 Mrd. Dollar, nach 700,3 Mrd. Dollar in den ersten elf Monaten des Jahres 2007. Experten erwarteten für 2009 einen noch deutlicheren Rückgang, weil die Rezession die Nachfrage nach importierten Produkten weiter senken werde. (APA/AP)