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Scheiden tut weh. Nach acht Jahren als US-Präsident absolviert George W. Bush seine letzten Auftritte.

Foto: AP Photo/Ron Edmonds

Die Abschiedswoche begann nicht schlecht für George W. Bush. Im Weißen Haus saßen handverlesene Journalisten und wollten wissen, welche Fehler er am meisten bereue. Der scheidende Präsident kam ihnen zuvor, indem er sich lustig machte über einen krassen verbalen Fauxpas. Manchmal hätten sie ihn "misunderestimated", rief er den Medienvertretern zu und grinste schelmisch.

Misunderestimated, es ist eine dieser Wortschöpfungen, die als Bushismen in die Annalen eingehen. Sie hat für ähnlich viel Heiterkeit gesorgt wie ein unsterblicher Kommentar zur Überforderung der Gynäkologen ("Zu viele sind nicht in der Lage, ihre Liebe mit Frauen im ganzen Land zu praktizieren"). Misunderestimated gibt es nicht, es ist die Verdopplung des Verbs unterschätzen. "Fehlunterschätzt", kalauerte Bush also kurz vor Ultimo und hatte die Lacher prompt auf seiner Seite.

Es ist, als wollte er noch mal alle Register ziehen, bevor der Vorhang endgültig fällt. Wohlwollende fühlen sich an den Texaner des Jahres 2000 erinnert, der die Wähler mit robustem Witz umgarnte und dem man so manches Scheitern an den Klippen der englischen Sprache verzieh. Locker gibt er sich, hier und da nachdenklich, anders als Dick Cheney, sein felsenfest überzeugter Vize. Cheney wurde neulich gefragt, was er anders machen würde mit Blick auf den Irak oder im Kampf gegen den Terror. Die Antwort lautete: "Nichts." Bei Bush sind immerhin Zwischentöne zu hören. Dass man im Irak keine Massenvernichtungswaffen fand, dass der Gefängnisskandal von Abu Ghraib passieren konnte - beides "sehr enttäuschend".

Zu viel Weichzeichner

Allerdings, viele nehmen ihm das Weichzeichnen zum Lebewohl nicht recht ab. Bush tue ja so, als habe er mit Abu Ghraib nichts zu tun, dabei sei das Gegenteil richtig, zürnt Joe Klein im Magazin Time.

Die Geschichte möge ihn besser beurteilen, entgegnet Bush seinen Kritikern. Möglich sei das, glaubt Bob Woodward, der mit Carl Bernstein den Watergate-Skandal aufdeckte. "Aber es überwiegen die Indizien, dass es nicht gut ausgehen wird. Was Bush definieren wird, ist der Krieg im Irak."

Fast trotzig lud er die treuesten Waffenbrüder des Feldzugs zum letzten Ritterschlag nach Washington ein, allen voran den Briten Tony Blair und den Australier John Howard. Der letzte Flug, den "Dubya" an Bord der Air Force One absolvierte, führte ihn nach Norfolk, auf einen Flottenstützpunkt am Atlantik, wo eine Phalanx von Uniformierten oft die Kulisse für Reden über den "Krieg gegen den Terror" bildete. Dort taufte er einen Flugzeugträger auf den Namen seines Vaters. Passend zur Thematik druckte das Weiße Haus eine Hochglanzbroschüre, Bushs "Highlights und Errungenschaften". (fh/DER STANDARD, Printausgabe, 14.1.2009)