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Ubuntu-Gründer Mark Shuttleworth

Wenn sich wie vor einigen Wochen hunderte EntwicklerInnen des Ubuntu-Projekts zu einer ihrer regelmäßigen Konferenzen versammeln, nehmen kommerzielle Interessen eine für die Branche untypische, weil untergeordnete Rolle ein. Dem Großteil der TeilnehmerInnen geht es schlicht darum die eigene Sofware im Betriebssystemmarkt zu etablieren, eine freie Alternative zur Dominanz der proprietären Windows- und Apple-Welt, wie die New York Times berichtet.

Geschichte

Dabei hat sich Ubuntu mittlerweile als so etwas wie die Speerspitze der Linux-Welt etabliert: Gerade erst vor vier Jahren auf der Bildfläche aufgetaucht, ist es längst zu der dominanten Linux-Distribution im Desktop-Bereich geworden, im besonderen für weniger technikaffine Menschen ist Ubuntu schlicht ein Synonym für DAS Linux.

Desktop

Dabei hat sich Ubuntu nicht unbedingt eine leichte Aufgabe vorgenommen, denn während große Unternehmen wie Dell, IBM und Co. satte Umsätze mit Linux-Servern einfahren, ist das freie Betriebssystem im Desktop-Bereich bislang deutlich weniger erfolgreich. Ein Umstand, den man mit Nachdruck ändern will, wie Ubuntu-Gründer Mark Shuttleworth herausstreicht: "Wenn wir erfolgreich sind, würden wird den Betriebssystemmarkt grundlegend verändern. Microsoft müsste sich anpassen und das wäre wohl gut für alle", so Shuttleworth am Rande des Ubuntu Developer Summits (UDS).

Google

Bemühungen in denen man durchaus namhafte Verbündete gefunden hat: "Wenn es eine Hoffnung für den Linux-Desktop gibt, dann ist es Ubuntu", zeigt sich Chris DiBona, Open Source-Manager bei Google, überzeugt. Dabei hat der rund um das Suchmaschinen-Business orientierte Konzern durchaus seine eigenen Interessen am Erfolg von Ubuntu: Immerhin verwenden rund die Hälfte aller 20.000 Google-MitarbeiterInnen auf ihren Desktops Goobuntu, eine minimal für die eigenen Bedürfnisse angepasste Variante der Linux-Distribution.

Konkurrenz

Betrachtet man die aktuellen Kräfteverhältnisse so scheint das Antreten gegen einen Riesen wie Microsoft etwas vermessen, immerhin beschäftigt Canonical - das Unternehmen hinter Ubuntu - gerade mal rund 200 Vollzeit-MitarbeiterInnen. Zum Vergleich: An der Entstehung von Windows Vista waren bei Microsoft an die 10.000 Personen beteiligt.

Modell

Dass man es trotzdem schafft alle sechs Monate eine neue Version von Ubuntu mit steten Verbesserungen zu veröffentlichen, ist vor allem einem Umstand zu verdanken: Das Open Source-Modell ermöglicht nicht nur die Zusammenarbeit mit diversen anderen Unternehmen sondern auch mit einer Community von tausenden freiwilligen EntwicklerInnen.

Teilerfolge

Und auch wenn Linux in den weltweiten Verbreitungszahlen am Desktop-Markt noch immer eine recht marginale Rolle spielt, in gewissen Bereichen kann man sich durchaus über so manchen Erfolg freuen. So berichtet etwa der Marktforscher IDC davon, dass bereits 11 Prozent aller amerikanischen Unternehmen Systeme einsetzen, die auf Ubuntu basieren. In Mazedonien kommen im Bildungsbereich rund 180.000 Rechner mit Ubuntu zum Einsatz, in spanischen Schulen sind es 195.000. Bei der französischen Polizei hat man mittlerweile rund 80.000 Rechner mit Ubuntu im Einsatz.

Finanzierung

Freilich lässt sich auch ein Unternehmen mit "nur" 200 Angestellten nicht alleine durch den guten Willen finanzieren, während andere in dem Umfeld tätige Firmen wie Novell oder Red Hat ihr Geld vor allem über den Server-Bereich machen, befindet sich Ubuntu in einer etwas privilegierten Situation: Die nötigen Finanzen - aktuell immerhin rund 30 Millionen US-Dollar pro Jahr - kommen von einer der schillerndsten Persönlichkeiten der Softwarewelt: Dem südafrikanischen Milliardär Mark Shuttleworth.

Thawte

Dieser war bereits in jungen Jahren durch den Verkauf des auf Sicherheitszertifikate spezialisierten Softwareherstellers Thawte zu beträchtlichem Reichtum gelangt, ein Vermögen das er durch Investitionen mittlerweile nach eigenen Angaben über die Milliarden US-Dollar-Grenze hinweg ausgebaut hat.

Herausforderung

Doch anstatt sich aufs Altenteil zurück zu ziehen suchte sich Shuttleworth - nach einer wohl kolportierten Episode als Weltraumpassagier - neue Herausforderungen, in Form von Ubuntu scheint er diese fürs Erste gefunden zu haben. Das heißt freilich nicht, dass Shuttleworth Ubuntu auf Dauer als rein philantropisches Projekt betreiben will, der Canonical-Gründer hat durchaus konkrete Ziele: Ubuntu soll zum Standard auf den PCs der Zukunft werden. Bis es soweit ist, gibt es allerdings noch einiges zu tun: "Wir wissen recht genau, was wir brauchen, damit wir mit Windows konkurrieren können", so Shuttleworth. "Jetzt muss sich nur mehr zeigen ob wir es schaffen etwas gut aussehendes und verblüffendes zu kreieren. (red)