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Daimler fährt in Detroit mit seinen neuesten Mercedes-Modellen vor. Von einer großen Show ist jedoch heuer keine Rede.

Foto: AP/Malerba

Chrysler ruft einmal mehr um Hilfe.

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Detroit/Frankfurt - "Die Autoindustrie ist Opfer der Krise, nicht ihre Ursache." Das wollte Daimler-Chef Dieter Zetsche am Vorabend der Eröffnung der Detroit Auto Show 2009 einmal mehr festhalten. Im Rahmen des Events feierte die neue E-Klasse Weltpremiere, für Mercedes das Herz ihrer Marke. Zetsche gab sich trotz der derzeit dramatischen Rahmenbedingungen für die Autoindustrie selbstbewusst: "Wir stehen finanziell gesund da." Überhaupt gehe man mit "gemessenem Vertrauen" in das neue Jahr.

Hybrid-Trip

Daimler wolle seine Forschungsausgaben trotz Absatzkrise nicht beschneiden. Im Visier sind neuerdings offenbar grüne Technologien - Zetsche kündigte an, Mercedes werde ab heuer etwa jedes Jahr ein Hybrid-Modell einführen.

Rund 700.000 Besucher werden auf der Show erwartet, 100.000 weniger als vor fünf Jahren. Das Umfeld ist härter denn je: Der US-Autoabsatz stürzte im Vorjahr auf den tiefsten Stand seit mehr als 15 Jahren. Heftig erwischt hat es vor allem die US-Autoriesen Ford, General Motors und Chrysler; GM verkaufte so wenig Autos wie seit 50 Jahren nicht mehr. Auch bei der deutschen Konkurrenz und Weltmarktführer Toyota beschleunigte sich die Talfahrt rasant. Und nach dem Horrorjahr 2008 sieht sich die Branche heuer mit noch düsteren Aussichten konfrontiert. Denn das Wachstum soll sich auch in boomenden Märkten wie China und Indien einbremsen. Die Folge: weitere weltweite Produktionskürzungen und Gewinnwarnungen.

Chrysler will neue Kredite

Chrysler fordert für sein Überleben nun weitere drei Mrd. Dollar. Man habe von Beginn an einen Kredit von sieben Mrd. haben wollen, sagte Chrysler-Chef Robert Nardelli auf der Messe. Vier Mrd. hat der Konzern Anfang Jänner erhalten. Diese sollten nach Vorstellung der Regierung bis März reichen. "Wir sind zuversichtlich, dass uns die weiteren drei Mrd. gewährt werden", meinte Nardelli. GM bekam ebenfalls einen Vier-Mrd.-Dollar-Kredit und kann bis Ende März mit weiteren 9,4 Mrd. rechnen. Nardelli sieht auf dem US-Automarkt weitere massive Einbrüche, er sprach sich erneut für Kooperationen zwischen den drei großen US-Automobilherstellern aus.

Volkswagen rettete sich 2008 mit Zuwächsen in China, Indien und Russland knapp über die Ziellinie und erreichte den für 2008 angepeilten Rekord bei Absatz, Umsatz und Gewinn: Bei den Auslieferungen gab es weltweit ein Plus von 0,6 Prozent auf 6,23 Millionen Einheiten. "Wir haben unser Versprechen gehalten", sagte Konzernchef Martin Winterkorn. Für heuer rechnet er mit Einbußen von zehn Prozent. Damit würde VW besser abschneiden als der Markt. Experten sehen die Branche um ein Fünftel schrumpfen.

Zwangsurlaub bei Fiat

Die Turbulenzen immer härter zu spüren bekommt Fiat. Die Rezession belastet nicht mehr nur die Arbeiter des italienischen Konzerns, sondern auch die Angestellten: 2000 unter ihnen werden im Februar zwei Wochen zu Hause bleiben, kündigte Fiat an. Alle Werke in Italien stehen seit 15. Dezember still. Der Betrieb wird zum Teil heute wieder aufgenommen. In anderen Werken wurde der Produktionsstopp verlängert. Fiat verbuchte 2008 bei den Zulassungen ein Minus von elf Prozent. Der Autobauer hat die Präsentation neuer Modelle verschoben. "Wir können das schönste Auto der Welt vorstellen, wenn es nicht gekauft wird, haben wir Probleme", so Präsident Luca Cordero di Montezemolo.

Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel forderte die Autoindustrie auf, die Innovationskraft zu erhöhen. Sie kündigte Forschungsaufträge für den Klimaschutz an, neue Technologien dürften nicht vernachlässigt werden. Merkel versprach weitere Unterstützung für die Branche. Mit einer CO2-orientierten Kfz-Steuer soll die Nachfrage erhöht werden. (stock, red, APA, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 12.1.2009)