Bonn - Ein einzelnes Schlüsselmolekül trägt entscheidend zu chronischer Epilepsie bei: Eine Studie der Universität Bonn zeigt, dass ein bestimmter Stoff im Gehirn das Absterben von Nervenzellen auslöst, was letztlich zu der neurologischen Erkrankung führt.

Bei manchen der Betroffenen schädigt der erste Krampf bestimmte Hirnareale und bahnt so den Weg für eine chronische Epilepsie. Die genaue Ursache dafür war bisher unbekannt. "Wir haben nun ein Schlüsselmolekül identifiziert, das dafür verantwortlich sein könnte", sagt der Bonner Mediziner Heinz Beck. Dabei handelt es sich um den Baustein eines Kalziumkanals. Diese Kanäle sind Schleusen in den Nervenzellen, die geladene Kalzium-Ionen durchlassen.

Schädigungen

Nach einem Krampfanfall bilden Nervenzellen diesen Kanal-Baustein verstärkt und ändern so ihr elektrisches Verhalten. Dies führt offenbar in manchen Hirnzentren zum massenhaften Absterben von Nervenzellen. "Diese Schädigungen sind die Ursache dafür, dass eine chronische Epilepsie entsteht", sagt der Bonner Neuropathologe Albert Becker.

Hoffnung auf Verhinderung weiterer Anfälle

Bei Mäusen, denen das Gen für den Baustein des Kalzium-Kanals fehlt, bleiben die Nervenzellen dagegen intakt. Die Tiere entwickelten der Universität zufolge weitaus seltener eine chronische Epilepsie. Diese Entdeckung könnte möglicherweise die Prävention der Erkrankung ermöglichen, sagt Beck: "Wir könnten etwa nach einem ersten Krampfanfall durch Gabe von Medikamenten versuchen, die Bildung des Kanalbausteins zu drosseln. Eventuell ließe sich so verhindern, dass weitere Anfälle folgen." (APA/AP)