Istanbul - Die Türkei erhält erstmals einen Minister für EU-Angelegenheiten. Als neuer Verhandlungsführer für die Beitrittsgespräche mit der Europäischen Union wurde der 38-jährige Egeman Bagis, ein außenpolitischer Berater von Regierungschef Recep Tayyip Erdogan, in das Kabinett aufgenommen, wie das Büro des Ministerpräsidenten am späten Donnerstagabend erklärte. Bisher war die Verhandlungsführung ein Nebenjob von Außenminister Ali Babacan.

Babacan als Außenminister "ausgelastet"

Die Zeitung "Hürriyet" berichtete, Erdogan habe sich entschlossen, ein eigenes Ministerium zu schaffen, weil Babacan als Außenminister ausgelastet sei und sich nicht genügend den Verhandlungen widmen könne. Die Ernennung von Bagis ist deshalb ein Signal dafür, dass Ankara seine europapolitischen Bemühungen wieder verstärken will.

Sohn eines Lokalpolitikers

Der aus dem südostanatolischen Bingöl stammende Bagis ist Sohn eines Lokalpolitikers und studierte in den USA, bevor er sich in der türkischen Politik engagierte. Er gilt als überzeugter Atlantiker, Reformer und EU-Anhänger. In Erdogans Regierungspartei AKP war er bisher als stellvertretender Vorsitzender für außenpolitische Fragen zuständig. Bagis sitzt für einen Wahlkreis in Istanbul im Parlament von Ankara. (APA/AFP)