New York/Bentonville - Die wirtschaftliche Talfahrt setzt auch dem bisher krisenfesten weltgrößten Einzelhändler Wal-Mart zu. Nach einem schwachen Weihnachtsgeschäft senkte der US-Konzern am Donnerstag seine Gewinnerwartung für das Schlussquartal. Eine Reihe von Konkurrenten warnte ebenfalls vor Einbußen. In den USA fiel das Weihnachtsgeschäft Experten zufolge so schlecht aus wie wohl seit vier Jahrzehnten nicht.

Wal-Mart erwartet nun für das erst Ende Jänner auslaufende vierte Geschäftsquartal ein Ergebnis je Aktie von 0,91 bis 0,94 Dollar (0,67 bis 0,69 Euro). Bisher hatte der Branchenführer mit 1,03 bis 1,07 Dollar gerechnet. Grund der verringerten Prognose seien auch höhere Kosten, teilte der Konzern am Sitz in Bentonville (Arkansas) mit. Prompt fiel die Wal-Mart-Aktie zum US-Handelsstart massiv um rund 8 Prozent.

Bisher galt Wal-Mart im Vergleich zu Wettbewerbern als besser für die Rezession gerüstet. Discounter wie Wal-Mart profitieren noch am ehesten vom Sparzwang der Bürger. Trotz der allgemeinen Talfahrt legte der Branchenriese daher stets Gewinnsprünge hin.

Quer durch die Branche gaben zahlreiche US-Händler am Donnerstag enttäuschende Zahlen für das Dezember-Geschäft bekannt. Ihre Gewinnprognosen senkten neben anderen auch der Kaufhausriese Macy's und die Bekleidungskette Gap. Umsatzrückgänge verzeichneten zudem etwa der Einzelhandels-Konzern Sears und die Textil-Holding Limited Brands, zu der die Dessous-Kette Victoria's Secret zählt.

Schwierige Wirtschaftslage

Wal-Marts Konzernumsatz lag im Dezember mit 46,5 Mrd. Dollar ganz knapp unter dem Vorjahr. Vizechef Eduardo Castro-Wrigh führte dies auf die schwierige Wirtschaftslage und das Winterwetter zurück, das vielerorts das Weihnachtsgeschäft gedrückt habe. International belastete den Konzern zudem der wieder stärkere Dollar, der im Ausland erzielte Einnahmen bei der Umrechnung niedriger ausfallen lässt. In den USA stiegen die bereinigten Dezember-Umsätze auf zum Vorjahr vergleichbarer Ladenfläche allerdings leicht.

Belastet von der Gewinnwarnung des Einzelhandelsriesen Wal-Mart haben die US-Börsen am Donnerstag schwächer eröffnet. Bei vielen Marktteilnehmern verstärkte die Nachricht Sorgen vor einer Vertiefung der Wirtschaftskrise. Auch unerwartet gute Zahlen vom Arbeitsmarkt konnten die Ängste der Börsianer nicht lindern.

Viele Analysten hatten gehofft, dass Einzelhändler wie Wal-Mart die Konsumflaute besser überstehen würden. Aber die klammen US-Bürger griffen wegen der Wirtschaftskrise offenbar an Weihnachten nicht einmal in den preisgünstigen Wal-Mart-Filialen zu. (APA/dpa/Reuters)