Rom/Jerusalem - Der Menschenrechtsbeauftragte des Vatikan, Kurienkardinal Renato Martino, hat den Gazastreifen mit einem Konzentrationslager verglichen. Die Lage in dem Palästinensergebiet ähnle zusehends einem großen KZ, sagte Martino in einem am Mittwoch von der Online-Zeitung "Il Sussidiario" veröffentlichten Interview. Das israelische Außenministerium warf Martino vor, die Verbrechen der Hamas zu ignorieren.

"Schauen wir uns die Bedingungen im Gazastreifen an: Das ähnelt immer mehr einem großen Konzentrationslager", sagte Martino im Interview mit "Il Sussidiario". Der Präsident des Päpstlichen Rats für Gerechtigkeit und Frieden fügte hinzu, keine der beiden Konfliktparteien berücksichtige die Interessen der anderen. Die Folgen dieses "Egoismus" seien "Hass auf den anderen, Armut, Ungerechtigkeit". Leidtragende sei stets die Zivilbevölkerung.

Martino sagte in dem Interview weiter, Israelis und Palästinenser seien beide schuld an der Gewalt im Nahen Osten. Sie seien "Kinder der selben Erde" und müssten nun ihre Bereitschaft zu einem Dialog beweisen. "Wenn es ihnen nicht gelingt, sich zu einigen, muss es jemand anderes für sie tun", forderte der Vatikan-Vertreter. Die Welt könne den Kämpfen nicht tatenlos zusehen.

Israel weist Äußerungen von Kurienkardinal Martino zurück

Israel wies den Vergleich des Gazastreifens mit einem KZ zurück. Martinos Äußerungen schienen "direkt der Hamas-Propaganda" entnommen, sagte Ministeriumssprecher Igal Palmor in Jerusalem der Nachrichtenagentur AFP. Damit lasse der Geistliche "die unzähligen Verbrechen" der Hamas-Kämpfer außer Acht, "die den Friedensprozess durch Gewalt haben entgleisen lassen und den Gazastreifen in einen riesigen menschlichen Schutzschild für eine terroristische und fundamentalistische Gruppe verwandelt haben".

Papst Benedikt XVI. hatte die Konfliktparteien im Nahen Osten wiederholt zu einem Ende der Gewalt und zum Dialog aufgerufen. Nach Angaben des lateinischen Patriarchen von Jerusalem, Fouad Twal, plant das Oberhaupt der katholischen Kirche für Mai eine Reise in die Region. Der Vatikan bestätigte dies bisher nicht. (APA/AFP)