Israel und Hamas studieren den Vorschlag eines Waffenstillstandes, den der ägyptische Präsident Hosni Mubarak zusammen mit Frankreichs Nicolas Sarkozy unterbreitet hat. Details sind nicht bekannt, durchgesickert ist, dass ausländische Kräfte helfen sollen, den Waffenschmuggel von Ägypten nach Gaza zu unterbinden und im Gegenzug die Übergänge für Hilfslieferungen geöffnet werden. Auch die Schaffung des von Israel eingerichteten humanitären Korridors geht auf eine ägyptische Forderung zurück.
Damit versucht Mubarak sowohl den sicherheitspolitischen Anliegen Ägyptens Rechnung zu tragen, als auch der eigenen Bevölkerung zu beweisen, dass die Regierung die israelische Aggression nicht tatenlos hinnimmt.

Die Wut der Ägypter steigt mit jedem Kriegstag. Wildfremde Menschen sprechen einen auf den Straßen Kairos an. „Dreijährige, unschuldige Kinder werden umgebracht und die ganze Welt schaut zu. Das ist schändlich", sagt ein Gärtner in seinem Sportclub sichtlich bewegt und stimmt einen Koranvers an. Immer wieder kommt es zu Demonstrationen, die die Regierung meist verbietet. Die Menschen wollen zwar nicht, dass ihre Armee erneut in den Krieg zieht - vor allem ältere Ägypter erinnern sich noch an die vielen eigenen Toten -, aber mindestens starke Gesten, wie die Ausweisung des israelischen Botschafters oder Boykotte von israelischen Waren.
Für Kairo ist der Gazastreifen, der bis 1967 unter ägyptischer Verwaltung stand, seit Jahrzehnten ein Störfaktor. Mubarak sieht eine islamistische Hamas-Regierung in Gaza als Sicherheitsrisiko für sein eigenes Land. Erst mit dem Abzug der Israelis 2005 aus dem Landstrich wurde der Grenzverkehr unter Einbeziehung von EU-Monitoren geregelt. Nach der Machtübernahme der Hamas in Gaza im Sommer 2007 weigerten sich Israel und Ägypten diese Grenzregelung weiterzuführen. Damit verlor die Bevölkerung im Gazastreifen ihr einziges Tor zur Welt, das nicht von Israel kontrolliert wird. (Astrid Frefel aus Kairo, DER STANDARD, Printausgabe, 8.1.2009)