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Die Unternehmen des Großindustriellen waren in Finanznöte geraten (Archivfoto 1996)-

Foto: AP/Rietschle

Frankfurt - Der schwäbische Milliardär Adolf Merckle ist tot, erklärte eine Sprecherin seiner Beteiligungsgesellschaft VEM am Dienstag. Der deutsche Industrielle sei bereits am Montagabend in der Nähe seines Wohnorts Blaubeuren bei Ulm von einem Zug erfasst und getötet worden. Die Ermittler gehen von Selbstmord aus, weil es einen Abschiedsbrief gebe, hieß es.

Opfer der Krise

Die Unternehmen des 74-Jährigen - darunter der Pharmakonzern Ratiopharm und der Zementhersteller HeidelbergCement - waren durch die Finanzkrise und nach Verlusten bei Spekulationen mit VW-Aktien ins Wanken geraten. Zuletzt hatte es Verhandlungen mit den Gläubigerbanken über einen Überbrückungskredit in Höhe von 400 Mio. Euro gegeben.

Der Aktienkurs von HeidelbergCement - dieses Unternehmen soll als Drehscheibe der Spekulationen von Merckle verwendet worden sein - ist am Dienstag um bis zu zwölf Prozent eingebrochen. Nachdem es Nachrichten über den Tod des in Geldnöte geratenen Unternehmers gegeben habe, hatten "einige Anleger Angst, dass es niemanden gibt, der in dieser sensitiven Lage für das Unternehmen die Verhandlungen fortführen kann", erklärten Händler.

Merckle war einer der reichsten Männer Deutschlands. Das US-Magazin Forbes schätzte sein Vermögen auf sieben Milliarden Euro. Es steckte überwiegend in seinem Firmenkonsortium, zu dem auch noch der Pharmahändler Phoenix und der Pistenraupenhersteller Kässbohrer gehört. Über die VEM kontrollierte Merckle sein weitverzweigtes Unternehmenskonglomerat, für das mehr als 100.000 Menschen arbeiten. Die Firmen machen jährlich insgesamt rund 30 Milliarden Euro Umsatz.

Fehlspekulationen

Merckle war unter anderem durch Fehlspekulationen mit VW-Aktien in Bedrängnis geraten, wo er einen niedrigen dreistelligen Millionenbetrag verspekulierte. Hinzu kam, dass HeidelbergCement nach dem Kauf des britischen Konkurrenten Hanson mit mehreren Milliarden Euro in der Kreide steht.

Erst am Montag hatte die Financial Times Deutschland berichtet, dass eine Bankeneinigung zu einem Überbrückungskredit von mehr als 400 Millionen Euro in Kürze zu erwarten sei. Die Mittel sollen demnach bis März bereitgestellt werden. Später soll ein Sanierungsplan erstellt werden, zu dem auch ein längerfristiger Kredit gehöre. Dieser soll sich über ein bis eineinhalb Jahre erstrecken. Zuletzt sollen die Banken mehr Sicherheiten gefordert haben. Sohn Philipp Daniel hatte erst kürzlich gemeint, dass die Familie den Generikahersteller Ratiopharm werde verkaufen müssen. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 7.1.2008)