Nun offiziell neuer Chef der News-Mutter Gruner+Jahr: Bernd Buchholz, bisher Zeitschriftenvorstand bei GuJ für Deutschland.

Foto: Gruner+Jahr

Hamburg/Wien - Dienstag machte Europas größter Magazinkonzern die Ablöse offiziell: Bernd Buchholz (47) übernimmt die Führung von Gruner+Jahr (stern, Brigitte, Geo). Er war (und bleibt vorerst zusätzlich) im Vorstand für Deutschland zuständig. Buchholz wird so auch Oberboss des größten Magazinkonzerns Österreichs: Die Verlagsgruppe News gehört zu 56 Prozent Gruner, zählt zu dessen größten Auslandsengagements.

Bernd Kundruns Ablöse zeichnete sich spätestens ab, seit der Tirol-Fan vor Weihnachten den Vorstand des Mutterkonzerns verließ. Mit Bertelsmann-Boss Hartmut Ostrowksi war er über Kreuz. Kundrun hatte intern Ende Oktober per Brief "harte Personalmaßnahmen" und eine Bereinigung des Portfolios angekündigt, bald kursierten schwarze Listen für Titel. In der Stimmung sickerte durch, dass Kundrun über die Führung von ProSiebenSat.1 verhandelte.

Buchholz, längst logische Nummer zwei, schadete sein jüngster markiger Spruch zu Wirtschaftskrise und Medien nicht: "Wenn Sie als Kapitän eine Riesenwelle aufs Schiff zukommen sehen, müssen Sie den Leuten auf dem Sonnendeck sagen, dass sie ihre Liegestühle und Drinks beiseite stellen." Buchholz entschuldigte sich, so sich Mitarbeiter beleidigt fühlten.

"Dark Avenue"

Die "Frankfurter Allgemeine" ("Dark Avenue") erinnerte, dass Buchholz mäßig erfolgreiche Titel startete. Das Societymagazin "Park Avenue" stellte er mangels Aussicht leidenschaftslos wieder ein. Unter Buchholz legte Gruner+Jahr zuletzt die Redaktionen von "Financial Times Deutschland", "Capital", "Impulse" und "Börse Online" zusammen. In schwieriger Zeit brauche der Konzern einen "angstfreien Vorstandschef", zitierte das Handelsblatt einen Gruner-Mann.

Woher kommt der? Als FDP-Politiker dominierte der Jurist mit 31 den Untersuchungsausschuss um den Tod von Ministerpräsident Uwe Barschel. Gruner-Langzeitboss Gerd Schulte-Hillen holte ihn 1996 als Vorstandsassistent. 1998 (als Schulte die News-Gruppe kaufte), und 1999 führte er die "Hamburger Morgenpost" (Krone-Boss Hans Dichand hielt zehn Prozent). Ab 2000 führte er das Flaggschiff "stern", später dazu "Geo". Seit 2004 ist er Vorstand von Gruner & Jahr für Deutschland.

Kolportierte Renditen dort um 13 Prozent, deutlich über Konzernschnitt, erschwerten Bertelsmann und Familie Jahr als Minderheitsgesellschafter die Entscheidung nicht. Die News-Gruppe bewegt sich übrigens in ähnlichen Höhen. (Harald Fidler/DER STANDARD; Printausgabe, 7.1.2009)